Dabei waren es doch immer die spitzen Schultern, an die man sich eben nicht anlehnen konnte, für die man die Band – das Kollektiv, möchte man sagen – so geschätzt hat. Die aus dem Hardcore mitgenommene Konsequenz, von Ahnungslosen als Arroganz missverstanden. Den arty französischen Einschlag, die umwerfend stilvollen Artworks, den großartigen Eigensinn, zwar nie und nimmer einen Webshop einrichten zu wollen (die limitierten T-Shirts gibt es nur auf den Konzerten), dafür aber einen Song vom letzten Album als Klingelton(!) zum Download zu stellen. Und dann, natürlich, die Musik. Post-Alles-Indierock, immer vorsichtig nach vorne, wenn hinten alles in Trümmern liegt, mit ausrufendem Sänger und singender Sängerin, die sich die Jackenaufschläge durch die Apokalypse gerettet hatten. Zwei Jahre nach “Éclat” nun leiht nach Lisa von Billerbeck mit Kate Complikate schon zum vierten Mal eine Neue der Band ihre Stimme. Die klingt ähnlich warm und unbeeindruckt wie die ihrer Vorgängerinnen, geht aber ein bisschen weiter unter. Monochrome selbst lassen sich im Infoschreiben zur Platte anhand von Philosophierereien über Zwischenspeicher und Verstecke erklären. Soll insgesamt heißen: “Cache” nimmt sich noch eine Spur weiter zurück als die letzten Platten, verkleidet sich in noch gefälligeren Pop, um seinen widerspenstigen Inhalt noch weiter voranzubringen. Heißt aber erst einmal: Die Songs laufen so durch, ohne dass viel hängen bleibt. Merksätze, vorlaute “Uhlala”s, Geschrei – fehlen. Tatsächlich muss man besser aufpassen, um die Spitzen zu entdecken. Marc Calmbachs “Wow! Wow! Wow!” in “Die Dinge wie sie sind” kommt der alten Forschheit noch am nächsten und ist trotzdem nichts, das man auf Anhieb mitskandieren möchte. Dafür entpuppt sich das grenzalbern betitelte “Les Pantalons Heavy Metal” als wunderbar loungiges Stück mit Bassklarinette und Sopransaxofon, und das grenzfröhliche “High Five” setzt wirklich völlig unironisch auf eine hübsch mitreißende Melodie, bevor in “Knack” der Rhythmus auch mal wieder nach vorne darf. Spätestens “Detour Ahead” liefert zum Schluss dann doch noch das Motto nach: “I’m easy like a Monday morning”, singt Calmbach so einfach, dass man es fast überhört, und man muss sich schon ein wenig durchkämpfen, um die alte Ungemütlichkeit darin endlich wiederzufinden. Sie haben sie sehr gut versteckt.