Nur, dass es die Band bislang nie geschafft habe, aus den Kellerlöchern und in die Puschen zu kommen. Das wird zu gleichen Teilen dem Alkohol, den Partys und der schlimmen Unorganisiertheit zugeschoben, die sich zwangsläufig einstellt, wenn der Spaß am Leben beständig über den Ernst desselben gestellt wird. Von grundsätzlich begabten Leuten. Doch dann wurde sie doch noch entdeckt, die Band um Schlagzeuger Rasmus Engler, ebenso zwangsläufig, weil der die Kontakte hat, zu Tocotronic und Menschen wie Oliver Frank, der seinerzeit Blumfeld gemanagt hatte. Aber egal zu welchen Teilen die erzählte Geschichte mit der tatsächlich gelebten deckungsgleich ist, mit “Atzelgift” liegt nun ein ansprechendes Debütalbum vor. Sauber produziert wie es ist, wird es das vornehmlich popsozialisierte Ohr kaum irritieren, verleugnet jedoch nie, dass die Wurzeln von Herrenmagazin im Punk zu finden sind. Plattenfirma wie Publikum dürfen sich freuen. Letzteres vor allem, wenn es aus der Ecke der Kettcarhörer stammt. Das geht gut zusammen. Beide Bands spielen die korrekte Version hemdsärmeligen Kumpelrocks, bringen Melancholie und Energie zusammen, Nachdenklichkeit und Euphorie, Party wie Kater. Kein Wunder, dass Marcus Wiebusch im Mai lobende Worte für seine derzeitige Vorgruppe fand. Und, nur am Rande bemerkt, wie “Sylt” versteht sich “Atzelgift” als Ort der Erholung, liegt am Westerwald und nicht in der Nordsee und ist (noch) nicht so bekannt.
weitere Platten
Du hast hier nichts verloren
VÖ: 28.03.2025
Sippenhaft
VÖ: 07.08.2015
Das Ergebnis wäre Stille
VÖ: 15.03.2013
Das wird alles einmal dir gehören
VÖ: 03.09.2010