Die Marschrichtung ist nach anderthalb Minuten klar: “Blood Fire War Hate” füllt seinen martialischen Titel mit Leben – oder besser: Tod. Auf ein Intro mit majestätischen Paukenschlägen, melodramatischem Orchester und kehligem Kampfgebrüll folgt eine Gitarrenfigur, die keine Fragen offen lässt. Soulfly haben ihre charakteristische Wut ins 12. Bandjahr hinübergerettet. “Conquer” groovt wechselweise in Zeitlupe und -raffer, es groovt zornig und definitiv. Der sechste Soulfly-Streich ist ein Panoptikum aus Überriffs, donnernden Percussions, grell aufleuchtenden Gitarrensoli und Max Cavaleras manischen Ausbrüchen. Hier gibt es weder eine Schmerzgrenze noch Tabus. Die meiste Zeit bläst der apokalyptische Orkan, dann flattern urplötzlich fluffige Soundschnipsel ins Bild. So schmückt sich der augenzwinkernd benannte Knochenbrecher “For Those About To Rot” mit einem feinen Reisesouvenir: Die träumerischen Tribal-Trommeln hörte Cavalera am ägyptischen Nilufer – und drückte spontan den Aufnahmeknopf. Auch das anfangs rasende “Rough” versöhnt später mit sanfter Pluckerei und Synthesizerschmeicheleien. Erst schlagen sie uns die ungeschönte Wahrheit um die Ohren, dann nehmen Soulfly uns tröstend in den Arm – wie ein alter Freund. Dem verzeihen wir die Portion Pathos.