Außerdem waren David Judson Clemmons, Kopf, Sänger und Gitarrist der Band, und seine Bandkollegen zwischen 2001 und 2008 ja nicht untätig, sondern haben solo oder mit The Fullbliss, Amen oder Mondo Generator ihren Beitrag zur Musikgeschichte geleistet. Clemmons hat es schließlich der Liebe wegen nach Berlin verschlagen, und wenn auch “Sufferboy” alles andere als ein rosarotes Romantik-Opus geworden ist, spürt man hier das Glück, das diesen Menschen inspiriert. “Recorded with love” steht denn auch vielsagend auf der Coverrückseite, und Jud spielen, als ginge es um ihr Leben. Im entspannten, positiven Sinne – Musik ist ihre Liebe und der Mittelpunkt des Lebens. Diese Leidenschaft hört man “Sufferboy” an. Von der Energie, die ihre letzten Werke “Innermission”, “Chasing California” und vor allem “The Perfect Life” ausgezeichnet hat, haben sie nichts eingebüßt, sie legen sogar noch ein paar Kohlen zusätzlich ins Feuer. Und wieder mal kann der Hörer nur staunen, welch unfassbar dichte Soundwand sich mit der magischen Dreierbesetzung erzeugen lässt. Mit stoischer Ruhe und wohldosierter Kraft prügelt Drummer James Schmidt die Songs nach vorne, während Clemmons gemeinsam mit Bassist Jan Hampicke gigantische Riff-Mauern aufschichtet, die das Herz eines jeden Kyuss-Fans aufgehen lassen. Mit brachialen Brechern wie “Bright White Light” oder “That’s Life” haben sie gleich mehrere erstklassige Abfahrten vom Kaliber einer “Green Machine” im Repertoire, und wenn sie wie beim dicht gestrickten Gitarrenbrett “Drained” auch noch das Gaspedal genüsslich durchtreten, ist jede Gegenwehr sinnlos. Doch Jud haben bekanntlich weit mehr drauf, als den Hörer mit kompromissloser Power in die Kissen zu pressen, auch Album Nummer fünf fasziniert durch seine homogene Vielfalt. Die Doom-Fraktion schüttelt dankbar ihr Haar zu “Daylight”, einem angepissten Brocken Bleigebäck, oder “Chasing The Pain Away”, das zähflüssig wie Urzeitschleim mit schwarzer Schaumkrone aus den Boxen kriecht. Wabernden Klang-Kaskaden mit Hawkwind’schem Psychedelic-Rock-Vibe (“Universal”) stehen die waverockig angehauchte Nummer “The Maggots” oder das beschwingt groovende “Satisfy” gegenüber. Die Songs scheinen stets zwei Meter über dem Boden zu schweben, wie düstere Wolken, die jedoch nicht bedrohen, sondern dazu einladen, auf ihnen Platz zu nehmen, sich fallen und gen Rock’n’Roll Heaven treiben zu lassen.