Als Manager der Zwei-Mann-Band The Dodos aus San Francisco könnte man deshalb nur um so viel Vernunft bitten, die Materialschlachten auf “Visiter” doch wenigstens mit Einweginstrumenten zu bestreiten – und müsste sich natürlich gleich belehren lassen, dass Vernunft nun gar nicht die Sache dieser Jungs ist. Jede Schramme an der Gitarre ist hier verdient, jede Beule in der Trompete eine Trophäe, jede Blutblase auf der Hand ein Arbeitszeugnis. Meric Long und Logan Kroeber sind da ähnlich stolz wie Kinder mit ihren Blinddarmnarben; bevor sie ihre robusten Stücke aber der Reihe nach mit halb ersticktem Geschrei und aufwändigem Schlagzeugbetrieb unterwandern, aufbrechen oder gleich von oben herab zerstören, schreiben sie immer erst den Song zu Ende, trickreich, gewandt und unkalkulierbar bis in die letzte Strophe. “Joe’s Waltz” kann sich deshalb einen verhältnismäßig besinnlichen Drei-Minuten-Vorspann leisten, ehe es rücksichtsloser zerfleischt wird als jedes andere Lied auf “Visiter”, und “Undeclared” als immerhin körperlich unverletztes Liebeslied aus der Sache herauskommt. Dem letzten Song bleibt dann gar nichts anderes mehr übrig, als “God” zu heißen, selbst wenn The Dodos ihm noch ein brennendes Fragezeichen hinter den Titel tackern. Eine Akustikplatte, übrigens.
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