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    Okkervil River
    The Stand Ins

    VÖ: 12.09.2008 | Label: JagJaguwar/Cargo
    Text:

    Das Licht ist wieder an, die Vorhänge zugefallen und während die Zuschauer schon den Saal verlassen, steht plötzlich ein staubiger junger Mann am Bühnenrand.

    In der einen Hand hält er eine Gitarre, mit der anderen wischt er sich flach die Haare aus der Stirn, schiebt dann kurz mit einem Finger die kleine Brille ein Stück höher und grinst schnell in sich hinein. Was er jetzt noch zu erzählen hat, steht in keinem Programmheft, sondern nur im speckigen Notizbuch, das seine Hemdtasche beult. Ob es jemand hören will, ist nicht so wichtig, selbst schuld, wer was verpasst. “The Stage Names” war nur der erste Teil, der offizielle, die Pflicht, wenn man denn unbedingt will, die Geschichten der anderen mit seiner Stimme aus dem Off, und sie haben gewirkt, die Leute zum Lachen und Weinen gebracht und vielleicht auch zum Zitate-Mitschreiben. Jetzt kommt die Kür, bei der er sich auch mal nach vorne stiehlt, um der schlafenden Frau in der letzten Reihe und dem alten Mann, der das Popcorn auffegt, eine Zugabe zu spielen. Ohne gutgekleidetes Publikum sind seine Songs genauso groß, natürlich, vielleicht hallen sie sogar weiter, aber vor allem spielt er sie gelöster, mit auch mal zwei zwinkernden Augen gleichzeitig und Fingerzeig in alle Richtungen. Die vordergründige Dramatik, die dem Klavier die klimpernde, krachende, mitreißende Hauptrolle ließ, macht in Teil zwei ein Stückchen Platz, damit Will Sheff – so heißt der junge Mann mit den ausgefransten Säumen – sich mit seiner Gitarre bewegen kann. Weil “Lost Coastlines” von Bands handelt und er allein noch keine ist, holt er sich Jonathan Meiburg dazu, mit dem er immerhin Shearwater ist, und singt im Duett. Für die “Singer Songwriter” wirft er ein schwungvoll tappendes “You’ve got taste, what a waste that it’s all that you have” in den Raum, ohne dabei die Augenbrauen zu verziehen. Es geht ihm gut, da oben, auch wenn es draußen alles andere als korrekt läuft. Gerade deswegen, weil er darüber singen kann und kleine verkorkste Geschichten daraus machen, mit Banjo und Streichern und Bläsern, die sich so einen Spaß nicht entgehen lassen. Eine Abrechnung wie “Pop Lies” würden andere mit gestrecktem Mittelfinger spielen; das verrückte Lichtdouble hat beide Hände fest am Instrument und die Zungenspitze in den Mundwinkel geklemmt, um die Nummer extra schmissig über die Bühne zu bringen, auf dass eben doch alle mitsingen. Draußen haben sie vor der Garderobe kehrt gemacht und stecken die Hälse durch die Tür. Hat er sie wieder gekriegt.

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