Dass es mal so weit kommen würde, hatte letztes Jahr schon Easy Tiger angedroht, auf dem er all die Flausen in seinem Kopf für ganz und gar konventionelles Songwriting opferte, das einem die imaginäre Route 66 praktisch von alleine durchs Gehirn teerte. Cardinology nun reicht gepflegte Langeweile noch lange nicht: Es will Softrock, es will Schnulzen, und es will Rührseligkeit. Im Idealfall fügt sich all das zu Natural Ghost zusammen, das seinen Gefühlsdusel in hübsch verzogene Slide-Gitarre und feierlich von sich selbst ergriffene Refrains übersetzt. Meistens interessiert sich Adams aber gar nicht dafür, den Kitsch zu seinem Komplizen zu machen. In Magick fällt er lieber unreflektiert nachgespielten Powerrock-Standards um den Hals, schmort breitbeinig im eigenen Saft und inszeniert sich als Alternative für alle, denen Jon Bon Jovis Frisur zu ordentlich ist. Die Cardinals spielen dazu ebenso angemessenen wie braven AOR-Rock und Stadion-Folk – sie können nur in Sink Ships einmal richtig Fahrt aufnehmen und beschränken sich ansonsten darauf, nicht im Weg zu stehen. Dass Cardinology trotzdem eher routinierte Nichtigkeit als Totalausfall ist, wird dabei zum eigentlichen Ärgernis: Um wirklich schlecht zu sein, ist Adams eben immer noch zu gut. Er arbeitet daran.
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