The Decemberists
The Hazards Of Love
Text: Dennis Plauk
Dafür sorgen schon eher Becky Stark von Lavender Diamond und Shara Worden von My Brightest Diamond, zwei vergleichbar gestimmte Gastsängerin, die Meloy für die Rollen der Margaret (Stark) und die der Waldhexe (Worden) vorgesehen hat. Ihm selbst kommt in diesem Spiel der Part des William zu. William ist der Lover Margarets, die ihres Zeichens heimgesucht wird von einem Zauberwesen, das seine Erscheinungsform nach Lust und Laune ändern kann und so dem Liebespaar gründlich zusetzt. So viel zu Meloys Faible für das englische Drama des 16. Jahrhunderts und seine Erkenntnis, dass Gefahr und Liebe gute Geschichten ergeben. Das fünfte Album seiner Band The Decemberists hat er auf textlicher Ebene entsprechend als ein Märchen konzipiert, in dem weder Sex noch Crime zu kurz kommen und das musikalisch andockt, wo das Kernstück des letzten Albums nach zwölfeinhalb aufreibenden Minuten doch noch zu Ende ging: The Hazards Of Love stellt man sich am besten wie The Island auf LP-Länge vor. Da sind mitreißende Hooklines und griffige Melodien, die einen minutenlang durch die Platte tragen, bevor sie – eher abrupt als absehbar – in langsamere, ruhige Passagen übergehen und erst wieder von sich hören lassen, wenn The Decemberists der Meinung sind, dass es fürs Erste genügen muss mit der Besonnenheit. The Hazards Of Love bringt dieses Spiel mit der Dynamik, mit Leitmotiven und Zwischensequenzen zur Vollendung – da ist es kein Wunder, dass das Tracklisting wirkt wie das einer Klassik-Veröffentlichung der Deutschen Grammophon: Es gibt ein Prelude und An Interlude, es gibt kursiv gesetzte Zusatztitel in Klammern, den Titeltrack in vier Aufzügen – und ein Booklet dazu, das sich liest wie ein Shakespeare-Stück: MARGARET: Isnt it a lovely night?/ And so alive with fireflies providing us their holy light/ And here we made a bed of boughs/ And thistledown that we had found to lay upon the dewy ground. Obgleich es Meloy mit seiner erklärten Led-Zeppelin-Verehrung nicht so weit getrieben hat, dass er den Sound der Decemberists vom Folk- in den Hardrock übergesiedelt hat (ein paar mehr Gitarrenriffs als auf The Crane Wife haben ihm genügt) – als epischer Erzähler hat er sich wieder mal selbst übertroffen. Gleichzeitig wird es mit jedem Mal schwieriger, auf Decemberists-Alben Singles zu finden. Aber das soll nicht unsere Sorge sein.
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