Der Kontrast zwischen der absichtlich albernen Vorabsingle “Mach den Bibo” und den meisten anderen Songs auf “Es brennt so schön” ist ziemlich hoch. Sehen wir mal von Ollis Teilnahme bei Stefan Raabs durchaus streitbarem Bundesvision Song Contest ab und betrachten “Mach den Bibo” so, wie ihn der Schöpfer selbst umschreibt, nämlich als “das herrliche Abfeiern der manchmal sinnlosen Existenz”. Das trifft zweifelsohne auf den groovy Gute-Laune-Song zu, der die Girls crazy werden lässt und in der ganzen Stadt bekannt ist. Doch amüsiert man sich nicht nur in dieser Stadt, indem man das Ufo oder den Grobi macht, sondern macht sich auch ernsthafte Gedanken über die Liebe und das Leben oder hinterfragt gesellschaftlich Daseinsformen. So zum Beispiel in “All You Can Eat”: “Jeder ist sein eigener Mittelpunkt, dreht sich immer um sich selber rum (…) Wann wurden wir zu diesen Schlangen? (…) Jeder ist zufrieden, so lang man ihm nur gibt. Und ein alter Scharlatan hält die ganze Welt zum Narren.” Eine offensichtliche Kritik an der egozentrischen Gesellschaft, die in einen heiteren Refrain verpackt ist, mit dem Fastfood-Ketten für überflüssige Essensschlachten werben. Das klingt gar nicht nach dem Olli Schulz, wie ihn manche sicherlich gerne auf Albumlänge sehen würden – als lustigen Blödel-Barden. Doch das ist der in Berlin lebende Musiker auf dem abwechslungsreichen “Es brennt so schön” keineswegs. “Mach den Bibo” wirkt zwischen den anderen Songs fast wie eine Finte – ähnlich wie Tocotronic im Vorfeld zu ihrem letzten Album “Kapitulation” mit “Sag alles ab!” auf die falsche Fährte gelockt hatten. Mit dem Opener “Ab jetzt tut’s nur noch weh” werden die falschen Erwartungen zunichte gemacht. Ein musikalisch wie auch textlich ernsthafter, gar politischer Song: “Die Guten die bluten, weil die Schlechten sie knechten, und der Rest stirbt langsam aus.” Es folgt in “So lange einsam” eine wahre und weise Aussage über die Liebe: “Du bist so lange einsam, bis du lernst allein zu sein.” Lustiger dürfte es weiterhin live zugehen, vielleicht schon beim Bundesvision Song Contest. Und wenn Olli Schulz am Ende doch nur wegen des Geldes – dessen Problematik er im Hidden Track des Albums besingt – an Raabs Wettbewerb teilnimmt? Dann dürfen wir mit steigender Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft tolle Songs von Olli in Empfang nehmen – all night long.
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