Long Distance Calling
Avoid The Light
Text: Patrick Agis-Garcin
Seit der Name Long Distance Calling vor rund zwei Jahren erstmals in diesem Magazin auftauchte, ist viel passiert: Damals strich die erst wenige Monate zuvor gegründete Band noch in unserer Unexplored-Ecke den Titel als Demo des Monats für “Dmnstrtn” ein. Zwei ausverkaufte Pressungen und einen Plattendeal später folgte das allerortens mit Lobeshymnen bedachte Albumdebüt “Satellite Bay”. Vor einem halben Jahr wurde schließlich noch eine Split-EP mit den Schweizer Kollegen Leech nachgeschoben, und die Touren mit Envy, Dredg oder 65daysofstatic hatten wir in dieser turbulenten Chronik der Ereignisse ja noch gar nicht erwähnt. Ganz schön beeindruckend für so einen knappen Zeitraum. Doch nur folgerichtig, wenn man die Klasse bedenkt, mit der sich die Band von Anfang an zu Wort meldete. Für ihr zweites Album konnten die fünf Münsteraner als Produzenten nun niemand Geringeren als Kurt Ebelhäuser gewinnen. In dessen Tonstudio 45 entstanden sechs überlange Songs zwischen Post- und Progrock, von denen einer erneut mit Gastgesang veredelt wurde: Katatonias Jonas Renkse verleiht “The Nearing Grave” eine Aura charismatischer Schwermut. Die Unterschiede zum Vorgänger liegen ansonsten überwiegend im Detail. “Avoid The Light” ist mehr Feintuning als Quantensprung, aber eben genau der ausgereifte, versierter instrumentierte und stimmungsvoller aufbereitete Nachfolger, den man sich nach “Satellite Bay” erhoffen durfte. Noch immer hält sich die Band trotz einer Menge durch Ambient-Soundflächen verdichteter Atmosphäre und epischer Songlängen von bis zu zwölf Minuten nicht mit langwierigem Spannungsaufbau auf, sondern lässt lieber Gitarrenbreitseiten sprechen, die Stimmungsbilder mit geballter Durchschlagskraft in harten Stein meißeln. Doch dass Long Distance Calling dem Metal schon immer nahe standen, ist nicht zuletzt aufgrund der Nebenbeschäftigung von Drummer Janosch und Gitarrist Florian bei den Death-Metal-Rabauken Misery Speaks ohnehin kein Geheimnis mehr. Immer wieder entfesseln das handfeste Riffing und der wuchtige Groove gepflegte Kopfnickermomente, die im aufgeräumten Klangbild hervorragend zur Geltung kommen – allen voran beim mächtigen “Black Paper Planes”. Für Begeisterungsstürme sorgt man damit auf einem sorgfältig gepflügten Feld wie diesem zwar nicht mehr. Gleichwohl setzt “Avoid The Light” die eigene Messlatte ein Stück weit höher.
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