Jarvis Cocker
Further Complications
Text: André Boße
Für kluge Stilisten also, die sich nie als Teil der Britpop-Blase verstanden haben – und nun beim Polterspezialisten um ein bisschen Lärm bitten. David Gedge von The Wedding Present ging zu ihm, Luke Haines heuerte ihn für die Auteurs-Platte “After Murder Park” an und verewigt in seiner Biografie “Bad Vibes” Albinis Leitspruch: “I’m your whore.” Der Pragmatismus des Produzenten ist bekannt – sicher auch ein Grund, warum er so gut mit Dickschädeln kann. Nun wählte auch Jarvis Cocker Albinis Nummer. Zu Pulp-Zeiten hätten man wetten können, Cocker habe keinen Bartwuchs oder würde sich, wenn doch, die Gesichtshaut wachsen. Aber nun soll es halt rocken. Darum Albini. Darum der Bart. Den hat er sich vielleicht bei E abgeguckt, der es ja auch wuchern lässt, wenn er eine Eels-Rockplatte raushaut. Cocker fehlt aber dessen Rockverständnis, und so gehen die Garage-Rock-Imitationen in die Hose. Jarvis ist kein Billy Childish, das hätte er sich auch denken können. Während auch die typischen Cocker-Songs wie “I Never Said I Was Deep” nur durchschnittlich sind, überzeugt er mit zwei Reminiszenzen: “Homewrecker!” ist Glamrock mit Saxofon von Steve MacKay, der schon mit den Stooges spielte. Bei “You’re In My Eyes (Discosong)” pendelt Jarvis zwischen Bryan Ferry und Isaac Hayes, während Albini die Band im Stil von Marvin Gayes Soul-Epen aufspielen lässt. So wäre es gegangen.
weitere Platten
Chansons d'Ennui (als Tip-Top)
VÖ: 22.10.2021
Room 29 (mit Chilly Gonzales)
VÖ: 17.03.2017
Jarvis
VÖ: 17.11.2006