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    Alexisonfire
    Old Crows / Young Cardinals

    VÖ: 19.06.2009 | Label: Roadrunner Records
    Text: Stefan Layh

    Das Feuer hat jemand anders erfunden, Alexisonfire schüren nur die Flammen. Nur? Das Ergebnis erhellt den Horizont.

    Mit „Old Crows/Young Cardinals“ setzen die bärtigen Kanadier ein himmelhohes Leuchtfeuer in die Postcore-Prärie. Mit ihrem Roadrunner-Debüt emanzipieren sie sich restlos von allen Standards, die das Screamo-Subgenre zum Schreien berechenbar machen. Zwanghafte Keif-Attacken, formelhaftes Songwriting, effekthaschende Oberflächlichkeit sucht man hier vergebens. Stattdessen sichern sich Alexisonfire mit einem donnernden Grüßgott unsere ungeteilte Aufmerksamkeit: Der erste Song „Old Crows“ stapelt schrotige Hardcore-Riffs, trunkenmachende Melodien und punkigen Noise übereinander wie Thrice es bei „Image Of The Invisible“ taten. Genau wie die ehrgeizigen Kopfmusiker Thrice liefern auch Alexisonfire weit mehr als das Erwartete. „Old Crows/Young Cardinals“ imponiert mit Muskeln, Hirn und Flexibilität. Die Stimmen von George Pettit, Dallas Green und Wade McNeil pendeln noch ausladender als bisher zwischen Raserei und Wärme, Melancholie und Gezeter. Extrabreit angelegt ist auch das instrumentale Gerüst, auf das Alexisonfire zehnhändig ihre musikalische Identität stapeln. Erstaunlich, dass keiner der elf pointierten Songs wackelt oder gar kippt. Auch nicht das famose „The Northern“, das in Komplexität und gefühlter Innentemperatur an ein A-Perfect-Circle-Gebäude erinnert: Ein föhnender Groove streichelt die solide Heavy-Rock-Architektur, im Erdgeschoss erklingt eine raumgreifende 70er-Jahre-Orgel, durch die erste Etage weht eine verwunschene Gitarre, und der Giebel erzittert unter sporadischem Kreischen. Bei „Midnight Regulations“ wächst aus einem Hardrock-Fundament ein metallisch schimmernder Turm, aus dessen Ritzen feingliedrige Melodien sprießen. Wer nun fürchtet, Alexisonfire verlören sich auf Albumlänge in atmosphärischen Hochbauten, sei entwarnt. Geerdete Gegenpole gibt es genügend, etwa den schnurgeraden Streetpunker „Sons Of Privilege“. Oder „Accept Crime“, das im Stile von Rise Against eine neue Zeitrechnung ohne Ordnung und Hüter einläutet und sich freizügig-quietschige Gitarrensoli leistet, wie wir sie von Alexisonfire kaum kannten. Dieses Gefühl löst „Old Crows/Young Cardinals“ häufiger aus. Hinter dem prasselnden Funkenregen bleiben Alexisonfire eine Postcoreband, aber gewiss nicht eine unter vielen. Das ist wie mit dem Rotkardinal auf dem Albumcover: Im Grunde ist es nur ein Sperling – aber ein knallbunter, der unter seinen Artgenossen heraussticht.

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