The Mars Volta
Octahedron
Dies ist also die seitens der Band gefeierte Alteration eines bekannten Themas. Akustik, Baby. So, wie Cedric Bixler-Zavala es als Programmatik für das fünfte Album verkündete – die Krumen sind gestreut, der Hörer kann sich entscheiden, ob er den acht Songs für eine knappe Stunde tiefer in den Kaninchenbau folgen will. Fast zwei Minuten braucht es, bis die Sinne aufhorchen lassen und “Since We’ve Been Wrong” in den Bereich des bewusst Hörbaren vordringt. Davor liegt das Schweigen, Spannungsaufbau durch Schweigen. Fast schon konservativ. Zudem ist es ein Song, der in seiner Zurückhaltung an “This Apparatus Must Be Unearthed” des Debüts “De-Loused In The Comatorium” erinnert. Überhaupt, der Kniff des stilsicheren Auslassens. Man hätte diese Tugend Mars Volta eigentlich nur noch schwerlich zugeschrieben, immerhin veröffentlichen die beiden Frontspinnerten (unter falscher Flagge) ungefähr so viel mitunter Unnötiges pro Quartal, wie sie Haare auf dem Kopf haben. Von daher dankt man ihnen für die Akzentuierung des Dargebotenen; hier eine jaulende Hintergrundgitarre, erst nach gut fünf Minuten die Drums. Nicht das schiere Überborden beeindruckt, sondern der souveräne Einsatz. Man verliert als Hörer die Anspannung, nicht an einer Weggabelung abgehängt zu werden.
“Octahedron” ist ein in sich geschlossenes Album geworden, dessen Songs als Teile eines großen Ganzen, aber ebenso autark zu funktionieren wissen. Wer von ihnen mehr Frickelei erwartet hätte, wird enttäuscht. Aber sie haben sich der Beweispflicht ja auch schon vor Äonen entledigt. Vielleicht steht “Octahedron” damit einem Portugal. The Man‘schem “Censored Colors” im Geiste sehr nahe. Oder werden The Mars Volta langsam sterblich? Ein “Teflon” bemüht sich, den Nachruf der Stille zu durchbrechen. Auf eine den Takt diktierende Drumstruktur ertönt schon bald ein repetitives “Let the wheels burn” – sind The Mars Volta endlich reif fürs Autoradio, ohne dass man die Fahrt als Geisterfahrer beendet? Zumindest waren sie dem Irdischen noch nie näher als auf diesem Album, da drängt sich ein “Cotopaxi” glatt unter die Vier-Minuten-Marke, und man kann endlich ohne große Präambel seinen letzten unwissenden Freunden diese Band präsentieren. Die Psychotherapeuten Freud’scher Schule dieser Welt haben sogar Spaß am Fabelwesen-Artwork.
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