Wirklich Innovatives bringen, dem Alter entsprechend, beide nicht mehr zustande, Punktsieger im direkten Duell ist Bob Dylan mit “Time Out Of Mind”, weil er seine selbst gestellten Ansprüche erfüllt und nicht auf unbedingtes Hip-Sein schielt. Denn dieses Ziel haben die Stones trotz Zuhilfenahme der Dust Brothers als Co-Producer (nur zu hören bei “Might As Well Get Juiced”) um Meilen verfehlt. Mit “Bridges To Babylon” ist ein pures Rolling-Stones-Fanalbum herausgekommen, das darüberhinaus aber kaum jemanden kümmern wird. Dass Bob Dylan und die Stones in der Vergangenheit großartige Songs geschrieben haben, ist absolut unzweifelhaft. Nur klangen Dylans Songs immer besser, wenn andere sie stimmlich interpretierten. Nicht anders ergeht es “Time Out Of Mind”. Songwriterisch ist er noch auf der Höhe, der Opener “Love Sick” und “Dirt Road Blues” sind potentielle Kandidaten für gelungene Coverversionen. Und zeitgemäß ist er eher ungewollt, das Spiel mit LoFi-Sounds sowie Country- und Blues-Rock-Elementen beherrscht er schon seit drei Jahrzehnten. Aber das polypenbehaftete Näseln zwingt mich unwiderstehlich dazu, nach fünf Songs die Stop-Taste zu drücken und eine mehrstündige Pause einzulegen. Wahre Bob-Dylan-Fans werden das Album als einen weiteren Meilenstein ihres Idols abzufeiern wissen, für alle Nicht-Stones- und Dylan-Fetischisten gilt: Ignorieren ist besser als leiden.
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