Franz Nicolay
Major General

Franz Nicolay ist der Typ, der schon in jungen Jahren auf seinen Exzentrikerstatus hingearbeitet hat und dort nun langsam ankommen dürfte. Er sieht aus wie eine Mischung aus Billy Childish und Super Mario, kann sich ausdauernd über Bartwichse unterhalten und hängt in seiner Freizeit gerne mit den Dresden Dolls rum. Außerdem hat er von seinem großen Bruder eine umfangreiche Plattensammlung geerbt und von The Hold Steady das Bedürfnis, darüber zu singen. Nicolay hat obendrein noch eine angenehme Stimme und die Beobachtungsgabe des weltbürgerischen Flaneurs, der in seinen Songs den Glamour im Alltäglichen findet und postwendend spöttisch kommentiert. “Major General” ist wie ein Kaffeehausauftritt zur goldenen Stunde, bei dem sich das Springsteen-Drama seiner Hauptband mit Cabaret-Elementen und Cole-Porter-Melodien verabredet. Dazu gehört auch das passende Kostüm. Nicolay-Songs haben Titel wie “Confessions Of An Ineffective Casanova” oder “Do We Not Live In Dreams?” und reichen thematisch von World/Inferno bis zu den Dead Kennedys, die gleichermaßen gründlich erörtert werden wollen. Musikalische Berührungsängste findet man da nicht, und so croont sich der Sänger durch plüschige Arrangements und rockiges Geläuf, immer auf der Suche nach dem perfekten Soundtrack zum Leben mit dem Cognacschwenker.