Editors
In This Light And On This Evening
Text: Dennis Plauk
Schließlich schwärmen sie von der SciFi-Saga um den chronisch verschleppten Endkampf zwischen Menschheit und Maschinen wie andere Bands vom weißen Album der Beatles oder, falls jünger, Nirvanas Nevermind. Die Editors dagegen haben sich für ihr drittes Album vorzugsweise filmisch inspirieren lassen. Bandvorstand Tom Smith will sich alle paar Tage eine Doppeldosis aus Terminator dem Ersten und Ridley Scotts Blade Runner verabreicht haben – und falls ihm versehentlich doch mal ein Film mit Farbe und Frohsinn dazwischen gerutscht ist, sagen wir: Der Zauberer von Oz, so geschah dies wohl auf Einwirken seiner Freundin, der Smith inzwischen nach New York City gefolgt ist. (In der Hinsicht haben die Editors also doch etwas gemeinsam mit den Arctic Monkeys: Ihr Chef hat sich der Liebe wegen nach Amerika abgesetzt und ist jetzt um intakte transatlantische Bandbeziehungen bemüht – bisher mit Erfolg.) Musikalisch indessen wollen die Editors das Album als Folge maßlosen Konsums von Depeche Modes Violator verstanden wissen – weswegen beide Platten nun, bei einem Altersunterschied von fast 20 Jahren, Marc Flood Ellis als Produzenten auflisten. Erwähnenswert ist diese Parallele aber vor allem deshalb, weil Violator Depeche Modes Metamorphose von einer Elektro- in eine Rockband einleitete – während die Evolution der Editors genau umgekehrt verläuft: In This Light And On This Evening ist ihr erstes echtes Synthie-Album. Die besten Momente gehören nicht den Gitarren, sondern Keyboards, die nach dem technologischen Stand zur Zeit des Kalten Krieges klingen. Das ist der erste, der größere Schock, den man verdauen muss, wenn man sich von der Platte die unmittelbare Fortsetzung des extrem eingängigen, bei aller Friedhofsstimmung doch warm wirkenden Vorgängers An End Has A Start erhofft hat. Der zweite Schock betrifft die Hits: In This Light… hat praktisch keine außer der ersten Single Papillon; wenigstens keine, die sich auf Anhieb zu erkennen geben. Nur wer dem Album mehr Anläufe gibt, als er sich wahrscheinlich vorgenommen hat, erahnt die Kraft und Tiefe, die oberflächlich schleppende, reservierte Songs wie The Big Exit, Like Treasure oder der Slow-Motion-Schlusswalzer Walk The Fleet Road bergen. Keine Sekunde, die man in dieses Album investiert, ist am Ende verschwendet. Unser Wort darauf.
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