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    Do Make Say Think
    Other Truths

    VÖ: 16.10.2009 | Label: Constellation/Alive
    Text:

    Das neue Album von Do Make Say Think ist ein Kampf gegen festgefahrene Strukturen im eigenen Lager und widerspricht der zumindest nicht haltlosen Behauptung, Postrock sei tot.

    Dabei sucht die Band überhaupt nicht das Offensichtliche. Sie stürzt sich nicht in grelle Kulturclashs, holt sich seltsame, vermeintlich nie zu erwartende Gastmusiker oder wilde Stilmixe ins Haus. Es kommt auch zu keiner plötzlichen Flucht ins Symphonische nebst teurem Orchester und pathetischen Hymnen an den unsterblichen Wind. Do Make Say Think setzen allein auf das, was Postrock ausmacht: weite Instrumentalstücke ohne das Korsett der Songstruktur, Albummusik. Daher auch nur vier Tracks, benannt nach den vier Verben des Bandnamens.

    Wie ein Manifest gegen die Auflösung des Albumformats, ein Konzept, ohne es auszusprechen.

    Und auch die folkigen, verspielteren, leicht jazzigen Elemente des Vorgängers “History In Rust” werden zurückgenommen. “Other Truths” steht tatsächlich innerhalb des geschlossenen Kosmos dieser Referenzband aus Toronto weitgehend im Kontrast zu allem anderen (wobei noch diskutiert wird, inwiefern “History” als Fehltritt oder ebenbürtige Platte zu werten ist). Kein Strophe-Refrain-Strophe-Gesang mehr, mit dem der Vorgänger experimentierte, nichts von der verzweigten Suche, die engstirnig ausgelegt als indifferent oder inkonsequent bezeichnet wurde.

    Stattdessen wird vom Common Ground nach den Sternen gegriffen, werden vereinzelt von fern klingende Chöre eingefügt, vertreten durch die Freunde von Akron/Family und dem Lullabye Arkestra.

    Und in langen, sich stetig wandelnden, mit kosmischer Ruhe und Unangreifbarkeit voranschreitenden Erzählweisen widerlegt das Album die Annahme, Postrock habe sich allein darin festgefahren, ruhig zu beginnen und am Ende in donnernder Katharsis zu zerschellen. Der hier vorherrschende, in sich versunkene und dennoch magische Vibe eines womöglich zunächst erjammten, dann jedoch völlig zu Ende gedachten Albums löst sich oft genug wie ein Tagtraum einfach auf. Es ist, als hätte die Band noch einmal zu ihren Anfängen zurückkehren wollen, um sich des Themas mit ihrer gesammelten Banderfahrung erneut anzunehmen. Dabei fließt und sprudelt alles so natürlich ineinander, dass man völlig vergisst, wie viele Musiker daran beteiligt waren. Ein auf gelungene Weise geschlagener Bogen innerhalb der Bandgeschichte, der im Gegensatz zu vielen anderen Genrevertretern trotzdem gleichzeitig Zeugnis einer weiteren Entwicklung ablegt. Zehn Jahre nach dem Debüt fügen die Kanadier hiermit diesem in die Jahre gekommenen (Sub-)Genre unerwartet noch einen potenziellen Klassiker hinzu.
    Anspieltipps: Do | Make | Say | Think
    carsten schumacher

    – PTR

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