Ach, Sensation. Eigentlich sollte man dieses Wort hinter Gitter sperren. Reicht doch, wenn die Bild damit Reißerei betreibt. Aber wenn es doch im Fall von Sleepy Sun angebracht ist. Was dann? Es taucht ja nicht jeden Tag eine Band aus dem Westküstennebel auf, die gekonnt träumerischen Folk-Wohlklang mit Kopfnicker-Rockriffgewittern füttert. Die Klitsche von A(ll)T(omorrows)P(arties) war jedenfalls schwer begeistert und sicherte sich das Album Embrace für das festivaleigene Label. Na und dieses ist das tollste Stück Neo-Psychedelia seit Black Mountains In The Future. Der Verweis kommt nicht von ungefähr. Vieles verbindet Sleepy Sun mit den Kanadiern. Vor allem die Tatsache, dass beide Bands im Hive-Studio aufnahmen. Vielleicht bürgt das für die Natürlichkeit, die der Musik innewohnt. Instrumente, die sich entfalten dürfen. Gitarrenfeedback und Bassbrummen, das ganze Kathedralen ausfüllt. Dazu dann der permanente Wechsel, das Sich-gegenseitig-Umgarnen einer weiblichen und einer männlichen Stimme. Vieles ist an Sleepy Sun bezaubernd ätherisch. Die Klänge schweben im Raum und man meint, einen definitiven Eindruck davon zu bekommen, wie sich das Wirken von LSD im Verstand anfühlt. Doch trotz Songlängen von fünf, sieben, neun Minuten ist Embrace kein ellenlanger verspulter Trip. Das beste Beispiel ist White Dove. In dessen neun Minuten vereinen Sleepy Sun all ihre Stärken. Handclaps, Kuhglocken und Chöre werden überrollt von einem Black-Sabbath-Groove, der auf- und ab-, auf- und abschwillt, bis der Song gleich zwei Mal in sich zusammenbricht, bloß, damit sich aus der Staubwolke ein fein ziseliertes Folkstück herauskristallisieren kann. Eben eine Sensation.