Das liegt natürlich schon zuerst an Beck: Auf “IRM” fährt er im abgeklärt-unterkühlten “Modern Guilt”-Autopilot weiter, produziert genauso trocken, wie Danger Mouse das zuletzt mit ihm selbst angestellt hat, und leistet sich sogar einen Wink mit dem Musikgeschichts-Zaunpfahl. Die Streicher auf Gainsbourgs drittem Album klingen genauso jenseitig wie vor acht Jahren auf Becks “Sea Change”, wo sie wiederum genauso jenseitig klangen wie vor 39 Jahren auf “Histoire De Melody Nelson”, dem besten Album von Charlottes Vater und Weltrekord-Schürzenjäger Serge Gainsbourg.
“IRM” ist aber auch ein weiterer Stein im Karrierebrett der ewigen Tochter, die schauspielerisch und musikalisch immer mutiger wird. Sie singt verschwörerisch und verführerisch über einige der dunkelsten und schrägsten Lieder ihrer Karriere hinweg und bringt es trotzdem fertig, sich niemals aus dem Fokus der Songs drängen zu lassen. “IRM” ist ihre Platte, nur eben nicht auf dem Notenpapier, und es liegt an ihrer Strahlkraft und vereinnahmenden Vorstellung, dass Beck-Songs nach all den Jahren plötzlich wieder cool klingen. Man hört das dann bis in die Zwischentöne: Die Duett-Single “Heaven Can Wait” ist ein ebenso sturer Stampfer wie verletzlicher Abwiegler, das Titelstück nervöser, aber doch unaufdringlicher Störgeräusche-Funk, und “Trick Pony” das vorerst letzte Wort in Sachen Spacerock, der nicht halb so LoFi ist, wie er klingt. Gainsbourg und Beck verzetteln sich nie in solchen Widersprüchen – sie gehen darin auf, weil sie wissen, dass der Pop oft am besten passt, wenn gar nichts zusammenpasst.
Artverwandte
Beck – “Modern Guilt”
Feist – “The Reminder”
Lykke Li – “Youth Novels”