The Micragirls sind genau die Band, die man auf irgendeiner obskuren Compilation zum Thema skandinavische Garagen mit Herz entdeckt und augenblicklich liebgewinnt, weil sie in ihrem Song Electric Chair Twist das Twist mit lustigem finnischem Akzent so weich singen, dass es wirklich klingt wie ein brutzelnder Stuhl. Folglich recherchiert man, kauft sich das erste Album oder dieses neue, wird brutal von Orgeln erschlagen – und der Rest ist eben keine Geschichte. Es sei denn, man ist Fan von speziell hastigem 60er-Garagenpunk und tatsächlich der Meinung, das Originaljahrzehnt hätte noch nicht genug in der Richtung hergegeben. Ob die das gut machen, ist also gar nicht die Frage und einen Streit erst recht nicht wert. Wer hochgeschlossene Minikleider mit weißen Strumpfhosen, Milchbars und charmantes Artwork mag, ist bei den Micragirls richtig. Und auch die anderen finden mit ein wenig Glück zwischen Detroit-Cobras-Gesang (minus perfekter Aussprache), kaputtgehauenem Schlagzeug und süßen Liebesliedern ein Fitzelchen Hitze für kalte Abende – und sei es nur der aufgeregte Raketencountdown im 1:37 Minuten kurzen RocknRoll Rocket. Oder der liebliche Chor in Summers Gone, der so unglaublich goldig I wanna be witchu singt, als wären The Micragirls Japanerinnen. Oder das hübsch düstere Cover von Wanda Jacksons Funnel Of Love. Einen respektablen Teil von dem, was die Micragirls machen, machen sie gut und richtig. Und auch wenn das in zwölffacher Ausführung auf knapp unter 30 Minuten kaum jemand dringend braucht, bleibt zu vermuten, dass sich Liveshows der Finninnen lohnen.