Das wusste er wohl auch selbst. Und wenn er inspiriert war, musste er plötzlich seine Einfälle mit den anderen teilen. Vielleicht hätte er sie selbst doch ein wenig länger mit sich herumtragen sollen, damit sie wie ein guter Käse reifen. So haben wir mindestens die Hälfte des neuen Album-Leaf-Albums lang Rohmilch. Wenig Aussagekräftiges oder gar Charakterstarkes wie auf “In A Safe Place”. Das macht die fünf bis sechs tollen Songs natürlich nicht schlechter. Man meint halt nur zu bemerken, dass sich hier jemand wiederholt. Es gibt die sanften Pianolinien, luftig angehoben von teils pochigen “Kid A”-Minimalo-Beats, dann wieder geerdet von gefühlsechten Drums. Die Rezeptseite mit anfänglichen Synthie-Klangflächen, die dann mit zaghaften Gitarren und Klavier verziert werden, ist im Kochbuch voller Fettfinger, zerknittert und ausgefranst, aber sie hält noch gerade in der Bindung. Es sind mal wieder die Melodien zum Dran-Erinnern, die es ausmachen, und hier sind sie eben weniger vorhanden.
Für den Mix zog sich LaValle erneut nach Island zurück und setzte sich mit Birgir Jón ‘Biggi’ Birgisson im Sigur-Rós-Studio zusammen. Das hat bei “In A Safe Place” funktioniert. Aber da hat er auch in der isländischen Isolation aufgenommen und arrangiert, nicht nur gemixt. Sein Weggefährte Pall Jenkins zeigt mit “Six”, wie man die Tristesse von “The Black Heart Procession” interessant hält. “Until The Last” beweist hier an achter Stelle, dass man The Album Leaf auch längst nicht abschreiben sollte. Inspiration ist eine Hure. Was nicht heißt, dass sie dauerhaft fernbleibt.
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