Wobei – das Zitieren läuft den Herren hier beizeiten aus dem Ruder. Die Verbeugung vor den Misfits und “Die, Die My Darling” zieht schon fast eine am Asphalt gebrochene Nase nach sich, so tief gerät sie. Das deutet der Titel “Dine, Dine My Darling” schon zünftig an.
Und die Cover-Idee mit lauter kleinen Pillen als Herz war seit Give Up The Ghosts “We’re Down Til We’re Underground” – erschienen 2003 – auch schon gegeben und hat somit einen eher fahlen denn überzeugenden Effekt. Aber sei’s drum. Abgesehen vom irritierend kraftlosen Sound werden einem mit dem Titeltrack und “The American Scream” zwei echte Hits serviert.
Gerade bei Letzterem werden alte Fans endlich nostalgisch. Da verzeiht man auch textliche Plattitüden wie “You hit me just like Heroin” (“This Addiction”) oder komische Synthesizer (“Eating Me Alive”). Und freut sich stattdessen lieber über den bollernden Basslauf im Refrain von “Lead Poisoning”. Über den fließenden Chorus von “Piss And Vinegar” (eigentlich der dritte Hit, wenn man ehrlich ist).
Nichts schmerzt hier so wie bei “Radio”, nichts zwingt Aussagen in Richtung “perfekter Punkrocksong” wie bei “This Could Be Love” herbei. Auch knallt nichts wie bei “Time To Waste”. Und trotzdem halten Alkaline Trio einen noch bei der Stange. Selbstreferenzieller und routinierter dürfen sie allerdings nicht werden. Dann landen sie nämlich im Mittelmaß.
Statt sich selbst noch einmal zu zitieren, würden dann stärkere Songs weiterhelfen. Muss sich Matt Skiba einfach mal wieder unglücklich verknallen. Sonst bleibt bald nichts mehr von der großartigen und überzeugenden Substanz dieser Band übrig als das langsam zu Sand zerrittene eigene Schema.
Video: Alkaline Trio – “This Addiction”
Alkaline Trio – This Addiction
01. This Addiction
02. Dine, Dine My Darling
03. Lead Poisoning
04. Dead On The Floor
05. The American Scream
06. Off The Map
07. Draculina
08. Eating Me Alive
09. Piss And Vinegar
10. Dorothy
11. Fine
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