Wie er es immer rausschießt. Die neue Ocean sei schon ganz gut, befindet Kollege Gerhardt von gegenüber, bis auf diesen komischen Joshua-Kadison-Moment. Damit ist wohl Song vier gemeint, “Ptolemy Was Wrong”, eine tatsächlich zartschmelzende Klaviernummer mit Streicherüberbau. Aber so ist das eben, wenn man sich und sein Album ganz einem narrativen Konzept verschreibt: Die Geschichte muss erzählt werden, notfalls auch mal mit melodramatischen Mitteln. Die Geschichte ist in diesem Fall Geschichte. Menschheitsgeschichte. “Heliocentric” ist das wohl erste offizielle Album über den Aufstieg des heliozentrischen Weltbildes ab dem Mittelalter, also der Annahme, dass sich die Planeten nicht um die Erde, sondern um die Sonne drehen. Fand das Christentum insgesamt nicht so gut. The Ocean allerdings schon – so gut sogar, dass sie zwischen 2007 und 2010 mal schnell ein paar Milliarden Jahre Evolution übersprangen, konzeptionell gesehen, nachdem sich ihr vorheriges Album “Precambrian” prähistorischen Zeitaltern verschrieben hatte. “Heliocentric” nun ist Zeugnis eines ähnlich ambitionierten Vorhabens und macht sich nach- wie nebeneinander Metal, Prog, Jazz, Post-Hardcore und einige Bruchstücke Piano-Pop zueigen. Für den Kitt im Konzept sorgen dabei aber vor allem die Texte: Rein musikalisch hätte “Heliocentric” kaum heterogener ausfallen können. The Ocean haben sich gegenüber dem vielseitigen “Precambrian” noch ein Stück weiter in die Extreme Laut und Leise vorgewagt – und in Loic Rossetti einen Sänger gefunden, der in dieser Hinsicht für jeden Spaß zu haben ist.
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