Melissa Auf der Maur
Out Of Our Minds
Text: Martin Iordanidis
Schon mit ihrem 2004 erschienenen Debüt unterstrich Melissa Auf der Maur das Ende ihrer Zeit als Rock-Azubine nach lehrreichen Business-Jahren bei Hole und den Smashing Pumpkins. Doch jenes erste Album ist Schwarzweiß-Fernsehen gegen den Full-HD-Effekt dieses vieldimensionalen Nachfolgers. In “The Hunt” führt Auf der Maur ihre Stimme selbstsicher als weiteres Instrument ein und webt damit Soundeffekte, für die andere den Synthesizer heranziehen müssen – Laurie Anderson lässt schön grüßen. Erst in “Out Of Our Minds”, dem ersten Song im herkömmlichen Sinn, wagt die zarte Frau mit den großen Ideen sich aus den lautmalerischen Kulissen nach vorne in die Rolle der Erzählerin. Von dort hagelt es eine schaurig-erotische Märchenstunde nach der anderen, die mal opulent mit dem spielerischen Werkzeugkasten der Queens Of The Stone Age inszeniert (“The Key”), mal in zartgliedriger Elfensprache vortragen wird (“1000 Years”). “Isis Speaks” zieht seine Flugbahn im Soundkosmos von Zoot Woman, und auch “Follow The Map” scheut den Griff in den Elektrobaukasten in keiner Weise, selbst wenn in beiden Songs letztlich doch noch Rock-Refrains auflodern. “Lead Horse” und “22 Below” verlangen das Postrock-Siegel, entpuppen sich aber als gut lesbare Bekennerbriefe in Richtung Black Sabbath. Und dann ist da noch Glenn Danzig, den Auf der Maur für das Zwiegespräch zwischen warmherzigem Totengräber und einsamem Mädchen in “Father’s Grave” gewinnen konnte – einfach, weil ihm der Song so gut gefiel. Seit Nick Caves “Loverman” nicht mehr so schön gegruselt.
weitere Platten
Auf der Maur
VÖ: 02.02.2004