Ob er Caribou weiterbringt? Auf jeden Fall schleudert er uns auf die Tanzfläche. Ohne Ausnahme. Alleine das ist schon ein großes Verdienst für Swim: grenzenlose Abfahrt unter dem Diktat des Groove. Dass Mastermind Dan Snaith hierbei all seine Erfahrung in den Randbereichen der großen kosmischen Musik in die neun beseelten Tracks hineingießt, macht das Album zu einem Ereignis – ungeachtet der Skepsis, die man als denkender Mensch Tanzmusik grundsätzlich entgegenbringen sollte. Wir können diesem Neuentwurf von Tanzmusik vertrauen, denn Snaith versucht nicht, uns in neoliberale Technozombies zu verwandeln, sondern packt uns an den Zipfeln unserer musikalischen Vorlieben, angefangen beim Postrock im Stile früher Tortoise bis hin zum indiekompatiblen Sound von Röyksopp und den Kings Of Convenience.
Ohne das langweilige Deklinieren des herkömmlichen Vokabulars ist Snaith auf der Suche nach einem neuen, eigenen Alphabet. Songs wie “Leave House”, “Swim”, “Kaili” oder das wabernde “Sun” klingen von Beat zu Beat defekt, cheesy oder brillant, in einem Moment ausufernd, um im nächsten auf einen schäbigen 80er-Drumcomputer reduziert zu werden. Das Fehlen von Grenzen findet im epischen “Hannibal” und dem herzerweichenden “Jamelia” seine Vollendung, wenn sich Animal Collective, Hot Chip, Jaga Jazzist und Kraftwerk bei Quincy Jones im Partykeller treffen. Dan Snaiths Liebe zum Sound und die manisch eigenwillige Produktion machen jeden Song zu einer neuen auralen Entdeckung und “Swim” zu einer der wichtigsten Platten des bisherigen Jahres.
Artverwandte
Four Tet – “There Is Love In You”Hot Chip – “Made In The Dark”
Erlend Øye – “Unrest”