Gisbert zu Knyphausen
Hurra! Hurra! So Nicht
Text: Nadine Lischick
Denn zu Knyphausen wirft die Worte in die Luft, jongliert mit ihnen, lässt sie wenn nötig auf dem Boden in Einzelteile zerspringen und rutscht ihnen auch mal den Buckel runter. Einfallsreiche Bilder und Formulierungen, die schon sein Debütalbum so besonders machten, gibt es auch auf dem etwas ernsteren und nachdenklicheren “Hurra! Hurra!” So nicht zuhauf. Während andere deutsche Texter sich oft entweder im Pathos verlaufen oder nahezu unverständlich werden, geht zu Knyphausen aufrecht durch die Mitte, als sei es das Leichteste der Welt. Seine Texte sind lyrisch und gleichzeitig lakonisch, sind romantisch, aber fürchten sich auch vor Wörtern wie Arsch und Maul nicht.
In “Melancholie” singt er eben jener ein nachdenkliches und zugleich amüsantes Ständchen: Was hast du der Menschheit jemals Gutes gebracht?, fragt er sie vorwurfsvoll und fordert: Komm sei endlich still, Melancholie. Dreh dich nicht um ist derweil der schönste Trennungssong seit Ewigkeiten, der völlig ohne Bitterkeit auskommt. Dabei spielt zu Knyphausen niemals den Schlaumeier, der alles weiß – ihn plagen die gleichen Fragen wie dich und mich. Oft nur von Akustikgitarre begleitet, lässt die Musik den Texten stets den nötigen Raum und ist trotzdem aufwendiger arrangiert als auf seinem Debüt. Da gibt es eine Trompete, das bluesige “Nichts als Gespenste”r, und in “Hey” wird zu Knyphausen sogar richtig laut. Steht ihm auch gut. Hauptsache er hört nie auf, so toll zu texten. Das kann hierzulande nämlich derzeit kaum jemand besser.
Element Of Crime – “Immer da wo du bist bin ich nie”
Kettcar – “Du und wieviel von deinen Freunden”
Niels Frevert – “Du kannst mich an der Ecke rauslassen”
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