Auch nach der letztjährigen Live-Reunion von Faith No More könnte Mike Patton wahrscheinlich noch jede Woche eine neue Band gründen und damit selbst diejenigen vor den Kopf stoßen, die seine letzten 50 Veröffentlichungen noch mitgegangen sind. “Mondo Cane” ist jetzt eine eher öffentlichkeitswirksame Inkarnation des charismatischen Workaholics, die seiner Vier-Oktaven-Stimme den nötigen Auslauf einräumt und auch seinen Weirdo-Ambitionen entgegenkommt. Selbst für Muttersprachler dürfte die Grenze zur Parodie nicht immer ganz leicht zu erkennen sein, wenn sich Patton mit der Inbrunst eines unterernährten Zombies auf die schutzlosen Schmankerl von anno dazumal stürzt. Der B-Movie-Vergleich hinkt auch nicht direkt, schließlich hat der bekennende Kinofreund schon immer eine Schwäche für die übersteuerten Produktionen und die grellen Soundeffekte von mit Liebe gemachtem Filmschund gehabt.
Wohl deswegen eignet sich “Mondo Cane” auch nicht besonders als stimmungsvoller Celentano-Ersatz beim Pizzeria-Besuch, sondern beschert einem stattdessen ein paar Impressionen aus dem Reich des schleichenden Wahnsinns. Dafür sorgen neben Pattons überbordenden Vokal-Sperenzchen auch die himmelstürmenden Streichereinsätze, die zusammen eher an verstörende Amateurporno-Soundtracks denken lassen als an eine Verbrüderungsfeier unter Tifosi. Andererseits braucht Quentin Tarantino für den Soundtrack seines nächsten Spaghetti-Westerns keine Recherche mehr, sondern bloß Mike Pattons Telefonnummer.
Artverwandte
Adriano Celentano – “Azzurro”
Fantômas – “The Director’s Cut”
The Last Shadow Puppets – “The Age Of The Understatement”
weitere Platten
Corpse Flower (mit Jean-Claude Vannier)
VÖ: 13.09.2019
Laborintus 2
VÖ: 03.08.2012
The Solitude Of Prime Numbers
VÖ: 16.12.2011
Adult Themes
VÖ: 30.11.1999
Pranzo Oltranzista
VÖ: 01.01.1900