Dabei hat auch die Band aus San Diego viel zu erzählen von den alten Themen Tod und Teufel, Gnade und Vergebung, Freundschaft und Verrat. Mit weniger darf man sich nun mal nicht zufrieden geben, wenn man es ernst meint mit den Folk-Wurzeln. Delta Spirit haben den großen Vorteil, dass sie die tausendfach erzählten Geschichten so vortragen können, als höre man sie gerade zum ersten Mal. Vielleicht, weil sie noch jung sind, vielleicht auch, weil sie sich einfach nicht darum kümmern, ob irgendwelche betrunkenen alten Typen mit Cowboyhut das jetzt besonders true finden. Und so poltert auch ihr zweites Album History From Below ein gehöriges Stück unbeschwerter und vielseitiger daher als mancher etablierte Songwriter sich das jemals vorstellen könnte. Ob nun wie im treibenden White Table das Südstaaten- zum Südseeflair umgewandelt wird – und dabei der schönste Hula-Song seit Arcade Fires Haiti herauskommt – oder der Melodiebogen im perfekt inszenierten Bushwick Blues selbst Morrisseys Edelschnulzen verblassen lässt: Delta Spirit wollen tanzen, rocken, auf den Boden spucken, und nebenbei noch die ganze Welt erobern. Also so ziemlich alles, was das strenge Americana-Korsett ihnen niemals erlauben würde. Kein Wunder, dass sie sich nur in kleinen Balladen wie dem erhabenen Scarecrow mal für ein paar Minuten auf einen Stil festlegen. Ansonsten ist History From Below offen wie ein Scheunentor und stolpert mit abgesägter Fußfessel und ausgestreckten Mittelfingern dem Sonnenuntergang entgegen.
weitere Platten
One Is One
VÖ: 20.05.2022
What Is There
VÖ: 11.09.2020
Into The Wide
VÖ: 07.11.2014
Delta Spirit
VÖ: 08.02.2013
Ode To Sunshine
VÖ: 05.06.2009