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    Pulled Apart By Horses
    Pulled Apart By Horses

    VÖ: 30.07.2010 | Label: Transgressive/Cooperative/Universal
    Text: Jens Mayer
    Platte des Monats
    Pulled Apart By Horses - Pulled Apart By Horses

    Auf der Tanzfläche ist die Hölle los: Ist das Sick-Of-It-All-Shouter Lou Koller, der bei den wiedervereinigten Blood Brothers eingestiegen ist, um mit ihnen The Bronx für die Indie-Disco zu covern? Oder fangen Billy Talent noch mal von vorne an?

    Die Insel mal wieder, langsam wird es wirklich unheimlich. Seit etwa drei Jahren scheint man in Großbritannien die globale Hardcore-Szene fast im Alleingang auf Kurs zu bringen. Was die jungen Wilden um die Rädelsführer Gallows, Ghost Of A Thousand oder Rolo Tomassi da so unbekümmert aus dem Ärmel zu schütteln scheinen, ist frisch, einfallsreich und fern jeglichen Szenedünkels. Keine Ahnung, ob Pulled Apart By Horses aus Leeds sich selbst überhaupt irgendeiner Szene zurechnen. Fakt ist, dass sie auf allen möglichen Hochzeiten spielen können, ihre bisherigen Support-Slots belegen das: Biffy Clyro, Manchester Orchestra, Glassjaw, Blood Red Shoes, Foals, Muse, The Bronx, Editors.

    Und eins sei versichert: Sie kommen keinen Moment beliebig rüber, ganz im Gegenteil. Schon ihre Landsmänner von Blakfish verschmolzen 2009 gekonnt die Mathcore- mit der Indierock-Welt, aber PABH – haben wir sie nicht alle vermisst, diese wunderbaren Abkürzungen? – gehen noch ein paar Schritte weiter. Wann klang denn bitteschön Hardcore-Punk zuletzt so sexy und groovy? Wer nur den Sound vergleicht, kann das zu weit hergeholt finden, aber At The Drive-In, sorry, ATD-I, die hatten das auch raus. Für die Indie-Fraktion mal andersherum gefragt: Wann hatten vier blass-schlaksige Engländer schon einmal solche Power? Nicht vergessen, Les Savy Fav (LSF) kommen aus New York (und Tim Harrington ist auch nicht schlaksig). Bei Songs wie “I Punched A Lion In The Throat” oder “The Crapsons” knallen PABH einem so mächtige Grooves um die Ohren, dass man augenblicklich an Rage Against The Machine denken muss (genau, RATM, ihr habt verstanden). Dicke Hosen hat die Band um Sänger und Gitarrist Tom Hudson, der auch das schicke Cover zu verantworten hat, deswegen noch lange nicht an, die bleiben weiterhin hauteng.

    Pulled Apart By Horses sind keine Stadionband, sondern sicher da am besten, wo es eben eng und dunkel ist, heiß und stickig. In kleinen Clubs, wo man noch wirklich eine wilde Party feiern kann: die auf der Bühne mit denen, die davor sind. Passend dazu ist die Message der Band auch weniger politisch als anarchistisch, das zeigen obskure Songtitel wie “Back To The Fuck Yeah”, “High Five, Swan Dive, Noise Dive” oder “Meat Baloon”. Hier schließt sich wieder der Kreis, denn da, wo Hudson sich das Gaumenzäpfchen wund schreit, da ist kein Hass, sondern Spaß am schlechten Kalauer und skurrilen Wortspiel. Das Gleiche kann man deckungsgleich auf die Musik übertragen. Was Pulled Apart By Horses vor allen Dingen schaffen, ist den Muskelfaktor, den ein solcher Sound üblicherweise mit sich bringt, zu eliminieren, ohne auch nur ein Funken an Energie und Kraft einzubüßen. Trotz allen Krachs, trotz aller Ekstase ist das Ganze doch smooth und tanzbar. Das hier versetzt die bleichen Indienerds und Rollins-Typen mit geschwollener Halsschlagader gleichermaßen in Bewegung – vielleicht nimmt der eine den anderen sogar mal auf die Schulter, damit er besser sehen kann. Hier dürfen alle zusammen ausflippen, und zwar ohne Blut auf der Tanzfläche.

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