Es ist so schön wie begrüßenswert, wenn Bands mit Verve und Kessheit aus den Schubladen im eigenen Kopf krabbeln und plötzlich Seiten von sich offenbaren, die man ihnen niemals zugetraut hätte. So nun auch Fotos mit Porzellan, auf dem sie mit einer klanglich höchst unkonventionellen Ausgestaltung ihr offenbar umfangreiches Wissen über abstrakte Musik belegen.
Allein im Verlauf der ersten drei Songs denkt man schon an: Brian Eno, Slowdive, Grobschnitt, Suicide, Dronerock und die Cocteau Twins. Manchmal ist das dann Musik, die sich meilenweit entfernt von den juvenil ungezogenen Indie-Putzigkeiten ihrer bisherigen Bandkarriere. Erstaunlich ist dabei, dass nichts aufgesetzt oder krampfhaft übergestülpt wirkt – individuell-überraschende Musik wie diese scheint schon immer in Fotos gesteckt zu haben. Nur vereinzelt hat man den Eindruck, dass die gewünschte Form vor dem gebotenen Format stand, dass ein Arrangement eine ihrer durchweg starken Melodien nicht stützt, sondern vorsätzlich stört, überlagert und zuweilen absichtlich kaputt macht.
Dennoch: Es gehört viel Mut dazu, eine solche Platte zu machen, denn sie wird Fans spalten und in ihrer kauzig-krautigen Ästhetik so manchen überfordern. Alle anderen hingegen, die Fotos für sich bisher in der sorglos-kuscheligen Jungstudenten-Ecke abgeheftet hatten, sollten aufmerken: Hier sind ambitionierte Musiker am Werk. Wird spannend sein zu beobachten, wie das weitergeht – das Zeug zu Deutschlands neuen Rockästhetik-Pionieren haben Fotos mit Porzellan durchaus.
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