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    Les Savy Fav
    Root For Ruin

    VÖ: 17.09.2010 | Label: Wichita/Cooperative Universal
    Text: Daniel Gerhardt
    Les Savy Fav - Root For Ruin

    Das fünfte Album von Les Savy Fav beginnt mit einem Versprechen. Sie sagen: Wir haben immer noch Hunger. Wir sagen: hört man.

    26 Mal singt Tim Harrington im Opener von Root For Ruin die Textzeile „We still got our appetite!“, jedes Mal mit Ausrufezeichen dahinter, so wie überhaupt alles, was diese Frontmann gewordene Naturgewalt singt und macht, bisher ein Ausrufezeichen hinter sich haben musste. Man kann das natürlich als Standortbestimmung auffassen, als Ermahnung von Les Savy Fav an sich selbst. Es gab schließlich Leute, denen ihr letztes Album Let’s Stay Friends aus unverständlichen Gründen nicht mehr vertrackt genug war.

    Les Savy Fav sind allerdings nie eine Band gewesen, bei der die Dinge kompliziert wurden, und es macht ohnehin mehr Spaß, sich von Appetites und seinen vieleckigen Ellbogen-Gitarren ausknocken zu lassen, wenn man kein Mission Statement in den Song hineinlesen will. Glauben wir also: Root For Ruin ist einfach eine weitere Les-Savy-Fav-Platte, Dirty Knails ein weiteres, diesmal untenrum besonders brodelndes Stück über sexuelle Unbeständigkeiten und Dear Crutches ein neuer Versuch der Band, endlich mal einen echten Popsong zu schreiben. Wie immer scheitern Les Savy Fav dabei grandios an ihrer eigenen Widerborstigkeit: Die Gitarre verheddert sich auf halbem Weg zur Weltherrschaftsmelodie, die Rhythmusgruppe macht kleine Ausreißversuche, und Harrington kann es sich doch nicht verkneifen, den Spieß am Ende wieder umzudrehen. „I’m going cynical/ And it’s tearing me apart“, singt er erst, näher an ehrlich empfundener Hilflosigkeit als selten zuvor. Aber am Ende dann: „There’s no more feeding on me/ There’s no more leaning on me“, weil, so geht es ja nun auch nicht.

    Das Beste an Les Savy Fav sind weiterhin die Befreiungsschläge, die Harrington-Momente eben, auch wenn sie sich auf Root For Ruin eher in textlichen Kleinigkeiten als in körperbetonter Gewaltbereitschaft zeigen. Einen Komplett-Ausraster hat das Album nicht, keinen Song wie das Let’s Stay Friends-Stück The Equestrian, mit dem Harrington damals die halbe Platte weggrätschte. Stattdessen spielen sich die Gitarren von Seth Jabour und Andrew Reuland in die Karten, halten das Album an einer vergleichsweise kurzen Leine und leben eine Disziplin vor, die in ihren strengsten Momenten an die Humorlosigkeit von Mission Of Burma (oder einer beliebigen anderen Früh-80er-Postpunk-Band) heranreicht. Auf Les-Savy-Fav-Platten hört man jetzt also Zahnräder, die ineinandergreifen, Maschinen, die laufen wie gut geölt. Es hätte schlimmer kommen können, mit Streichern zum Beispiel.
    Anspieltipps Appetites | Dirty Knails | Dear Crutches

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