Das vorweg und völlig wertfrei. Der Hunger scheint wieder da zu sein, freuten wir uns zu “Journal For Plague Lovers” und seiner bissigen Albini-Produktion noch, das der Sahne und dem Pathos im Tortenrezept der Band keinen Platz mehr ließ. Auf ihrem mittlerweile zehnten Album ist dann wieder alles anders. Das Drama um Richey Edwards’ Verschwinden ist bis auf Weiteres aufgearbeitet, die Songs und der Druck des letzten Albums sind verflogen. Und legt man “Postcards From A Young Man” auf, kann man schon erschrecken. Wer noch immer denkt, “If You Tolerate This Your Children Will Be Next” sei ein Robbie-Williams-Song, sollte hiernach aus Prinzip Recht haben. Allein der Opener “(It’s Not War) Just The End Of Love” fährt ein Streichergeschütz auf, das Bass und Gitarren im Alleingang überfiedelt und den Song auf ein straightes Radio-Popsong-Gerüst reduziert, wie es eben auch vom ehemaligen Take-That-Schunkelbarden stammen könnte. Und nicht unbedingt aus seiner besten Phase. Erst mit “The Descent (Pages 1 & 2)” kriegen die Manic Street Preachers sich und ihr Orchester, das bis hierhin jeden Song überladen hatte, ein und lassen die Streicher eine Melodie spielen, die tatsächlich mehr ist als bloßer Bombast. Trotzdem sind die folgenden Songs bestenfalls kurzweilig und gemessen an den Großtaten der Band enttäuschend. Auch wenn man sich darüber im Klaren ist, dass die Zeiten von “The Holy Bible” lange vorbei sind – jetzt noch mit der Brechstange U2 oder Bon Jovi werden zu wollen, haben die Manic Street Preachers eigentlich nicht nötig.
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