Maximum Balloon
Maximum Balloon
Text: Daniel Gerhardt
Sonst hat TV-On-The-Radio-Gitarrist und New-York-Artrock-Produzent Dave Sitek aber jeden gekriegt, den er haben wollte: Karen O singt auf Maximum Balloon einmal so rührend und tröstlich wie einst im Yeah-Yeah-Yeahs-Song Maps. David Byrnes verschwitzte Vocals machen aus Apartment Wrestling einen Mitt-80er-Talking-Heads-Track, und natürlich sind auch Tunde Adebimpe und Kyp Malone dabei, die sich hier ebenso gut in ihrer Rolle als Batterie im Bein eines sexsüchtigen Duracell-Häschens gefallen wie auf der letzten TV-On-The-Radio-Platte Dear Science.
Sitek hat dazu eine Klangsprache gefunden, die nochmals vereinfacht wurde, Drumcomputer und Synthesizer nie vor übertrieben große Herausforderungen stellt und sich sehr auf seinen minimalistischen Gitarrenstil verlässt, mit dem er Funk-Licks und -Verzierungen direkt aus der halbsteifen Hüfte schießt. Kaum zu glauben, dass dieser Mann mal in Hardcore-Bands gespielt hat; einleuchtend allerdings, dass er einige seiner Vorlieben vor den damaligen Musikern geheim halten musste. In der Art- und Electro-Rockszene Brooklyns gibt es solche Berührungsängste natürlich nicht mehr, weshalb Sitek aufgehen und sich austoben, ein paar der eigenen Grenzen ausbeulen und dabei auch noch ganz offensichtlichen, stets nachvollziehbaren Spaß haben kann. So erreicht Maximum Balloon zwar nicht die Tiefe eines kohärenten, mindestens doppelbödigen TV-On-The-Radio-Albums, wird aber zum Reiseführer aus Hörbeispielen, der einen sofortigen Zugang zu der Szene ermöglicht, die er porträtiert.
Sozusagen das maximale Mixtape.