Das Artwork stammt diesmal weder von Pushead noch von John Baizley oder Sängerin/Gitarristin Laura Pleasants selbst, sondern von John Santos. Der hat zwar schon öfter mit Kylesa zusammengearbeitet, aber seien wir da ehrlich: Die Band hatte schon bedeutend bessere Cover. Doch Äußerlichkeiten sind eben nur Äußerlichkeiten. Niemand liebt Miroslav Klose für sein Aussehen, sondern für seine Leistungen im DFB-Dress – und Kylesa sind auf Spiral Shadow weitgehend in Galaform. “Die Aufnahmen waren diesmal hektisch”, resümiert Pleasants. “Wir wollten viel mehr als sonst umsetzen, neue Stimmungen und Sounds ausprobieren. Wir hatten alle lange Aufgabenzettel, die wir so effizient wie möglich abarbeiten mussten.” Die Ideen zur Platte kamen allerdings entspannter. “Wir rauchten Pot, entspannten und ließen die Ideen einfach fließen.” Geschrieben haben die elf neuen Stücke Gitarrist/Sänger Phillip Cope, Pleasants und Schlagzeuger Carl McGinley, gerne in gemeinsamer Arbeit. “Wir haben nie eine einzige Formel für die Songs. Es ist jedes Mal unterschiedlich.”
Die große Überraschung und offensichtlichste Neuheit auf Spiral Shadow ist Dont Look Back, ein geradezu erhebender, ungemein eingängiger Song. So etwas gab es unter der sonst so rauen Schale von Kylesa noch nie. Phillip hatte die ursprüngliche Idee zu dem Song, sagt Pleasants. Als der Gesang stand, formte sich der Rest von ganz alleine. Gesang ist hier der Knackpunkt. Sowohl Pleasants als auch Cope singen tatsächlich. Das fühlte sich normal an. Nicht alle der Songs haben nach Geschrei verlangt. Ich hatte schon bei Static Tensions angefangen, mich an wirklichen Gesang heranzuwagen. Diesmal fühlte ich mich dabei schon viel wohler.
Auffallend ist die relative Kürze der Songs. Wofür Kylesa bisher zwischen vier und sechs Minuten brauchten, spielt sich nun im dreiminütigen Bereich ab. Wir haben sicherlich viel Fett abtrainiert, aber auch das ist ganz natürlich passiert. Ich glaube, dass wir mittlerweile einfach weniger Zeit brauchen, um auf den Punkt zu kommen. Neben den Songs schreibenden Hauptprotagonisten, dem jahrelangen Kern von Kylesa, ist Bassist Corey Barhorst nach einer Auszeit zurückgekommen. Er war schon an To Walk A Middle Course (2005) und Time Will Fuse Its Worth (2006) beteiligt und kümmert sich auf Spiral Shadow auch um die Keyboards. Seine Premiere feiert Zweitschlagzeuger Tyler Newberry. Er kommt ebenfalls aus Savannah und ist mit Co-Rhythmusgeber McGinley seit der Highschool befreundet. Newberry war mit Kylesa bereits auf einigen kurzen Touren im Jahr 2007 unterwegs, bevor Eric Hernandez seinen Job einnahm. Nun ist er wieder an Bord. Sein Stil ist wesentlich subtiler und trippiger als der von Eric, sagt Pleasants. Er und Carl haben sich ein paar coole Sachen ausgedacht. Man kann das Doppelschlagzeug auf Spiral Shadow durchaus infrage stellen – immerhin spielen die beiden meist nur synchron das Gleiche –, aber nach einiger Zeit entwickelt dieser doppelte Rhythmus tatsächlich einen Sog, der ähnlich groß ist wie auf dem letztjährigen, meisterhaften Static Tensions. Zu verdanken ist das Copes großartiger, räumlicher Produktion.
weitere Platten
Exhausting Fire
VÖ: 02.10.2015
Ultraviolet
VÖ: 24.05.2013
From The Vaults Vol. 1
VÖ: 16.11.2012
Static Tensions
VÖ: 20.03.2009
Time Will Fuse Its Worth
VÖ: 10.11.2006