Atlantic/Pacific
Meet Your New Love
Text: Dennis Drögemüller
Die Wurzeln von Atlantic/Pacific erkennt man auch dann, wenn sie nicht – wie im Outro von Picture Perfect oder Let Me Into Your Light – als quietschiges Gitarrensolo durch den sanften Wohlklang stechen: Sänger Garrett Klahn hat mit Texas Is The Reason dem Proto-Emo das Gitarrenkratzen beigebracht, seinen Partner Sergie Loobkoff kennt er schon von Solea (und der Hörer von Samiam), und der zweite Sänger John Herguth bedient mit House & Parish ebenfalls poppige Indierock-Gefilde.
Zusammen haben die drei Gitarristen ein Album gemacht, das da ansetzt, wo das Fäusterecken aufhört: In der Restwärme des Sonnenuntergangs hat Meet Your New Love seine Emotionen gerade wieder im Griff, auch wenn man die ausladenden Emo-Gesten im treibenden, lichtdurchfluteten Akustik-Pop von The Latest noch spürt. Meist aber lullen die Synthesizer die Songs dezent in Elektrowatte und Hall-Effekte ein, während die Gitarren Folk und Pop streifen. Auf solchen Halb-Meditationen strahlt der Harmoniegesang von Klahn und Herguth umso heller, und wie der eine dem anderen One Of One zwischen Strophe und Refrain übergibt und sich der Song ohne großen Aufhebens behände von Moll ins wärmste Dur aufschwingt – das rührt an. Darling Disappear beweist anschließend, dass sich leise Dramatik und Wohlgefühl nicht ausschließen.
Doch Elektronik hin oder her: Live, reduziert auf Gitarren und Gesang, kann man sich dieses verträumte Debüt fast noch besser vorstellen.