Wären doch alle zufrieden gewesen mit “Something To Write Home About” für immer auf Repeat und ab und zu den Jüngeren davon erzählen. Nur einer Band kann das nicht reichen. Sie muss elfeinhalb Jahre nach dem Jahrhundertwerk, fünfeinhalb nach dem Ende, die Stücke wieder zusammentragen und die Lücken neu füllen. Immerhin sind die neuen Get Up Kids nicht glatter, im Gegenteil umso zerhackter produziert, mit Ziehen und Zerren und Rauschen, das dazwischenhaut. Beim Opener “Tithe” etwa funktioniert das, klingt wild genug und munter, wenn auch ungewohnt. Natürlich haben sie Matt Pryors Stimme und frische Achterbahnmelodien. “Shatter Your Lungs” ist ein perfekter kleiner Song, nichts als Beat und eben diese Stimme, die ihn mit Hundeaugen surft. Ein merkwürdig wichtiger Ohrwurm, das alte Herz, mit spitzem Stift gezeichnet. Dann ist es wieder weg und mit ihm die Ahnung, wie die ganze elektronische Idee hätte sein können, wenn sie nur weit genug gegangen wäre. Sicher steckt “There Are Rules” voller guter Songs, die gute Lagerhallenvideos und gute grafische Singlecover verdient haben. “Rally Round The Fool” ist schleppend und klug, “Rememorable” eine schöne Balance von klarem Gesang auf gerissenem Grund, “Regents Court” fast wie früher. Nur frieren sie alle so in ihren steifen neuen Kleidern. Und zerkrümeln viel zu schnell, wenn man nur die erste Minute von “Red Letter Day” dagegenspielt. Man muss das trennen, das weinende Auge und das, das nach vorne schaut, sonst wird man mit den Get Up Kids nicht mehr glücklich. Kneift man beide kurz zu, könnte es noch mal klappen.
weitere Platten
Problems
VÖ: 10.05.2019
Kicker (EP)
VÖ: 08.06.2018
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VÖ: 19.04.2010
Guilt Show
VÖ: 01.03.2004
On A Wire
VÖ: 02.09.2002
Eudora
VÖ: 19.12.2001
Something To Write Home About
VÖ: 28.09.1999
Four Minute Mile
VÖ: 30.09.1997