Das Live-Revival der Gorilla Biscuits hat ja auch geklappt, genau so wie jedes seiner Projekte neuaufgelegt funktionieren würde, wenn er doch nur mal fünf Minuten bei einer Sache bleiben könnte. Walter Schreifels macht sowieso, was er will. Jetzt sind also wieder Rival Schools dran, die einstige große Hoffnung auf ein grungiges, weiches, haariges, schroffes, herzliches Leben nach dem Hardcore, deren “United By Fate” sie tatsächlich alle so wunderbar zusammenbrachte, im Tanzen und Sitzen, mit Kopfhörern, Skateboards und Plastikbrillen. Um es ganz kurz zu machen: Pedals auch. Schreifels weiche Stimme, die immer noch verrückt jung klingt und immer noch fragend, sich wundernd, nicht fordernd. Die Haken schlägt und Bögen fährt, dass es Laune macht. I wanna wring it out, every ounce, singt er im ersten Song mit dem Schwung, den er immer nimmt, und damit ist eigentlich schon alles gesagt. Das Ive been down, down, down/ Its not easy to start again ein paar Zeilen später kann ja nur als lockerer Anker für die ganzen Höhenflüge gemeint sein.
Die Gitarren haben Spaß, zerren sich gegenseitig die Arme, fahren geradeaus über kalifornische Landstraßen, spielen Klavier. Grooves dröhnen im Unterbauch, trackseln durchs Feld, bevor sich der Indiepop zu breit machen darf. Aber, ehrlich: Er spielt die ganze Zeit mit. In “Choose Your Adventures”, durch das Schreifels sich funkrappt, als wären die Chili Peppers auch eins seiner abgelegten Hemden, bevor er murmelig singt wie jemand, der sich hinter langen Haaren versteckt. Dann fährt allen Ernstes ein zehn Sekunden langes Gitarrensolo dazwischen. In “Racing To Red Lights”, zu dessen gelassener Melodie beispielsweise Jennifer Aniston bestens feststellen könnte, dass ein Strandspaziergang mit, sagen wir, diesem lustigen Dicken aus King Of Queens doch tausendmal wichtiger ist als die Karriere. Dann fallen beide lachend in den Sand, während ihr drolliger Hund irgendwem ans Bein pinkelt. Oder Angela Chase und Jared Leto in Karohemdenumarmung? Pedals ist leicht und wendig, ernst und verschrammelt und gut für mindestens zehn Jahre. “The Ghost Is Out There” hört sich an wie direkt vom Teller von Joshe Homme geklaut, bis doch wieder Schreifels aus der Tonne springt. In “Small Doses” klingt er kurz so heiser wie Kurt Cobain, der Gesang überlagert sich, passt nicht ganz, macht schief weiter. Alleine damit wären Rival Schools die beste Schülerband der 90er gewesen. Zeitloser geht nicht.
weitere Platten
United By Fate
VÖ: 25.02.2002