Man hört das schon am Anfang, daran, wie das Schlagzeug in “Bloom” über sich selbst stolpert, ein unruhiger Loop dazu kreiselt, der Kontrabass im Dunkeln tappt, Bläser und Streicher verschönern, obwohl sie nicht nach Bläsern und Streichern klingen, und alles ineinanderfließt, als hätte es die Computer und Instrumente nie einzeln gegeben. Danach hört man es aber erst wieder im sechsten Stück, der “Pyramid Song”-Variation “Codex”, die Thom Yorke wie im Schlaf singt, weil er so was längst im Schlaf kann. Das schadet nicht dem Stück, sondern gibt die Richtung für den Rest der Platte vor: In “Give Up The Ghost” zwitschern die Vögel, eine Akustikgitarre spielt mit, und jemand klopft auf ihrem Korpus den richtigen Rhythmus. Näher dran waren Radiohead noch nie am Yogalehrer-Folk von neuen Artverwandten wie Bon Iver; mit der gleichnamigen Hardcore-Band hat das Stück allerdings nichts zu tun. Stattdessen nähert sich “The King Of Limbs” dem Rock mit angemessener Behutsamkeit: Zum schwerelosen Motorik-Schlagzeug von Phil Selway und noch mehr Kontrabass singt Yorke im abschließenden “Separator” die schöne Zeile “I fell open”, die Jonny Greenwood dann mit seiner schönsten Gitarrenfigur auffüllt, seit Radiohead keine Gitarrenband mehr sind. Früher war jeder Moment auf ihren Platten so ein Moment, oder man konnte sich das wenigstens einreden. Jetzt staunt man darüber, wie Track zwei bis fünf den Radiohead-Electro-Rock perfektionieren, weiß am Ende aber nicht, ob man die Band überhaupt noch perfekter als bisher hören wollte.
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