Wenn Kip Berman die nämlich hätte, wäre er gleich nach seinem Studiobesuch bei The Jesus And Mary Chain vom letzten Album rüber zu Billy Corgan gejettet, um sich ein wenig in Größenwahn unterweisen zu lassen. Das passende Produzententeam hat der Sänger aber auch so gefunden: Flood und Alan Moulder waren schon bei so mancher 90s-Extravaganz federführend, und für “Belong” wird der gute alte Lärmschleier noch mal doppelt genäht. Live könnte es zum Problem werden, denn Berman hat eine eher zarte Stimme, mit der er Sätze anhaucht wie ein Koch das Steak, das extra-blutig bleiben soll. Dafür passt sie allerdings zum Thema. Arcade Fire mögen die ominösen Seiten der “Suburbs” besingen, The Pains Of Being Pure At Heart sind eher für die sentimentalen Momente zu haben. Die Platte stürzt sich mit Anlauf auf jene Teenagertage, bei denen sich Ohnmachts- und Rauschgefühle rapide abwechselten und permanent in einer Katastrophe zu enden drohten. Für “Belong” wird diese Vergangenheit nachträglich sanft entschärft und zugleich rücksichtslos romantisch überhöht, bis ein latent unwirklich klingender Grunge-Nippes entstanden ist, der süchtig nach stetigen Zuckerkicks und bombastischen Refrains auf die Welt kam. Und noch während man sich über diesen perfiden und eigentlich ganz durchschaubaren Trick aufregen möchte, rät einem das eigene Genusszentrum zur sofortigen Selbstaufgabe, um noch möglichst viel von der schamlosen Verwöhn-Atmosphäre mitzukriegen. Halb ziehen sie einen, halb sinkt man hin.
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VÖ: 06.06.2014
The Pains of Being Pure at Heart
VÖ: 06.03.2009