So hört sich “Civilian” nämlich an, wie von einer dieser multiinstrumentalen Personen mit wirren Füßen und klarem Blick geschrieben, nachts, über einer hochchemischen Wäscherei und sehr alleine. Jenn Wasner singt mit einer dieser verhalten kratzenden Stimmen, die keine Zischlaute kennen, aber Laute überhaupt, kleine, hohe, tiefes Zerren, wie direkt durch ihre Gitarre aufgenommen. Die Gitarre ist ein Monster, ein pelziges, das sich windet, sich krallen lässt, krallt. Das Schlagzeug macht nur halb mit, natürlich, es wird von Andy Stack ja auch nur halb gespielt, die andere Hälfte spielt Keyboard. “Civilian” sind düster gezupfte Songs, die sich leise festloopen, schleppender Folk durchs blütenweiße Federbett, unvermittelt strahlende Ausbrüche, nur ein paar Sekunden lang. Träge schleichen sie sich ein, als hätten sie das nicht nötig, viel selbstverständlicher noch als vor zwei Jahren auf “The Knot”, viel sicherer, ganz alleine grundlegend zu halten, auch ohne die Band, deren Gesichter direkt wieder hinter Nebel tauchen. Der Ewigste ist “Dogs Eyes” mit seiner stoisch schönen Strophe, den ganz übertriebenen Drogengitarren zur Pause, dem gewichtigen Schlagzeug – und dann wieder der Blumenwiesenstrophe, über die Wasner eigentlich springen müsste, auf der sie aber faul liegt und Halme zählt. Hallo? Jeder Song könnte noch ewig so weitergehen, ein Spiel aus unbeteiligter Monotonie und gestellten Beinen, gemeinsamen Höhenflügen und gelassenen Beißattacken. Das überraschende ist, dass sie alle zu plötzlich aufhören.
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