. Das Cover deutet es subtil an: hier ist eine Badewannenabdichtung furchtbar schiefgelaufen, ein Schaf aus Erdbeerspaghettieis falsch geföhnt, ein moderner Kunstsammler ganz schön übers Ohr gehauen worden. Schick ist das, absolut ein Kind seiner Zeit, und eben auch: nicht mehr zu ändern. Fast immer kommt zu Beginn irgendwo ein Kettenkarussell auf Speed, von dem im Tatort gleich jemand runterfallen würde. Dann ein Ruhe heuchelnder Beat, Hand in Hand mit dubbigen Bässen, die schon wissen, wie man einen Song von vorne nach hinten kriegt. Und dann stürzen sich Gitarren und Keyboards dazwischen und wedeln: Gefahr! Unten grooven sie sich stoisch voran, oben drauf hüpfen sie nervös von einem Bein aufs andere und quietschen mit den Zähnen. Das Ranschmeißerding ist meist der Afrobeat, die Songs haben ultracoole Titel wie Futura und Wall Street, in vieren davon dürfen Gäste den ausgestiegenen Tyondai Braxton als Sänger ersetzen. Mit ihm zusammen war Mirrored vor vier Jahren das Sensationsalbum einer augenblicklich wichtigen Band, ohne ihn ist Gloss Drop mit ähnlichen Mitteln immer noch aufwühlend, treibend, lässig, lustig – nur nicht besser. Klar ist es unfair, an Überhits zu erinnern – aber wer ist denn bitte damals so fantastisch auf Atlas rumgeritten? So ein wunderbar nerviges Hassliebe-Stück fehlt diesmal. Die heißesten Anwärter wären noch das viel zu fröhlich durcheinanderfunkende Ice Cream mit Matias Aguayo oder der unbeirrbare Inchworm, der im Vorbeikriechen einen kompletten Karnevalsumzug verschluckt. (In seinem Bauch tanzen sie einfach weiter.)
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Juice B Crypts
VÖ: 18.10.2019
La Di Da Di
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Mirrored
VÖ: 11.05.2007