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    Graveyard
    Hisingen Blues

    VÖ: 25.03.2011 | Label: Nuclear Blast/Warner
    Text: Dennis Drögemüller
    Graveyard - Hisingen Blues

    Den Fieber-Blues haben Graveyard von Black Sabbath, den tödlichen Groove und die kreischende Erotik von Led Zeppelin. Mehr als das hat es im Idealfall noch nie gebraucht.

    Und mit genau so einem hat man es bei Hisingen Blues zutun. Graveyard machen nicht den Fehler vieler anderer Epigonen der Ursuppe psychedelischen Hardrocks, sich grob an die Vorbilder anzulehnen und dann am eigenen Modernisierungsanspruch zu scheitern. Stattdessen verschmelzen die vier Schweden auf ihrem zweiten Album einfach das Beste aus beiden Welten – das allerdings mit einer Präzision, die ihresgleichen sucht.

    Da ist zum einen der psychoaktive Sound, der dem Album mit Flanger, Fuzz und Distortion durchgängig ein leichtes Hitzeflimmern verleiht, für Songs wie Ain’t Fit To Live Here oder den an Paranoid geschulten Titeltrack aber auch schon mal vollends in die drogeninduzierten Niederungen des saftig brummenden Sabbath-Dooms abtaucht. Spätestens in solchen Momenten macht sich die komplett analoge Produktion von Hisingen Blues bemerkbar. Die Platte wirkt wie ein lebendiger Organismus, sie atmet und pulsiert. Bräsig oder verkifft klingt sie jedoch nie, weil Led Zeppelin als noch gewichtigerer Einfluss den Songstrukturen mächtig Drive und Dynamik verpassen.

    Der Einfluss von Page, Plant und Co. erstreckt sich tatsächlich noch bis in die letzten Winkel des Albums: von der nach oben schrill ausbrechenden Rockstimme des Sängers Joakim Nilsson über die wummernden Bassfundamente und den psychedelischen Power-Groove bis hin zum Laut-Leise-Spiel und den Soli lässt sich beinahe jedes Riff, jedes Break, jedes Bruchstück auf die prägende Über-Formation der 70er Jahre zurückführen. Dass das nicht wie Malen nach Zahlen von I bis IV aussieht, liegt an der schieren Kraft und Leidenschaft, mit der Graveyard agieren: Der atemberaubend dynamische Psycho-Blues von Buying Truth (Tack Och Förlåt), die als Hippie-Psychose wiedergeborene Mittelalter-Ballade Longing, das powerballadeske Glenn-Danzig-Lookalike Uncomfortably Numb oder die übermächtig aufbrandende Led-Zep-Orgie The Siren – das alles kommt nicht nur fehler-, sondern auch mühelos daher. Selbst eine Blues-Fingerübung wie RSS gerät der Band zum Spektakel, das die Magie der Gründerväter des Rock wieder fühlbar macht. Das gelang so ähnlich zuletzt höchstens Them Crooked Vultures, die dafür immerhin Original-Zeppelin-Basser John Paul Jones aufbieten mussten. Und selbst gegen solche Konkurrenz gibt es auf Hisingen Blues immer noch neun gute Gründe, Graveyards kompakte Song-Kraftpakete den ausladenden Jam-Sessions der Herren Grohl, Homme und Jones vorzuziehen.

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