Liebe Sounds, wieso wusste ich, dass es so kommen würde? Ich wollte das nicht, doch diese Ahnung war da. Irgendwie. Seit “Crossin The Rubicon” wusste ich, dass ihr neue musikalische Wege beschreiten würdet. Am Fluss Rubikon hattet ihr euch für den elektronischen Abzweig entschieden. Auf dem Weg will ich euch nicht mehr begleiten. Den “Rubikon überschreiten” bedeutet, sich unwiderruflich auf eine riskante Handlung einzulassen. Unwiderruflich ist das neue Album offenkundig – und zu riskant ist es mir auch. Von dem, was ihr für mich einmal wart, ist nichts mehr da. Programmatisch wart ihr früher eine Absage an Heteronormativität in der Popkultur. Musikalisch gehört ihr aber nun zu den Menschen und Musikern, deretwegen ich nicht mehr in Discos gehe. Ich habe keine Lust, beim Betreten von der Gesamtbelegschaft gemustert zu werden, ob ich dem szeneüblichen Dresscode entspreche. Und genau solchen voreingenommenen Menschen macht ihr mit dieser Musik den Hof. Wo ist der RocknRoll geblieben? Warum sind nur noch Autoscooterbeats und schlecht adaptierte 80er-Synthies da? Genau die Synthese machte doch den Charme eurer Band und Musik aus. Aber ihr habt eine Entscheidung getroffen. Und das muss ich akzeptieren. Was ich nicht muss, ist diese Platte zu kaufen. Und ich rate auch allen Liebhabern eurer Musik davon ab. Um sie vor einer herben Enttäuschung zu bewahren. Zwar steht “Sounds” auf der Platte, aber der Geist ist ein anderer. Einer, vor dem ich Angst habe. Mit dem Hören dieser Platte geht es mir ein bisschen wie der Besucherin des Dover-Konzerts, auf dem ich vor zwei Jahren war. Sie hatte nichts von der musikalischen Kehrtwende der Band mitbekommen und war schockiert, dass ihr die Grunge-Band von früher plötzlich faden Electropop auftischte. Machts gut, Sounds, auf zu neuen Ufern.
weitere Platten
Weekend
VÖ: 08.11.2013
Crossing the Rubicon
VÖ: 05.03.2010
Dying To Say This To You
VÖ: 23.06.2006
Living In America
VÖ: 01.07.2003