Also freundlich und melancholisch, aber nicht bemüht oder langweilig. Als Gitarrist der kanadischen Post-Hardcore-Helden Alexisonfire fiel Green schon immer durch seine glockenklare Zweitstimme auf, im Rahmen seiner Solo-Inkarnation City And Colour (City = Dallas, Colour = Green) gibt er ihr nun schon zum dritten Mal den Raum, den sie verdient. Auf Little Hell emanzipiert er sich dabei zunehmend von den ganz leisen Tönen. Für den abwärts fallenden Soul-Groove von Fragile Bird, den verhallten Grübler-Blues von Weightless und die Twang-Gitarre im schleppenden Sorrowing Man bekommt das Saiteninstrument auch mal Strom. Doch obwohl Greens Songs häufiger als bisher Indierock und Pop freundlich die Hand schütteln: Am Ende des Tages legen sie sich in Bon Ivers Eremiten-Berghütte zum Schlafen hin, wo die Akustikgitarre als Kopfkissen und Greens Stimme als Bettdecke dient. Zum dezenten und weitschweifigen Sound mit seinem leichten Blues- und Soulvibe passen die unprätentiösen, persönlichen Geschichten der Songs: OSister erzählt von den Dämonen der psychischen Erkrankung der eigenen Schwester, und im bittersüßen The Grand Optimist setzt der Pessimist Green seinem chronisch lebensbejahenden Vater zweifelnd ein Denkmal. Little Hell nimmt sich all dieser kleinen Narbengeschichten oft so zurückhaltend an, dass der unaufmerksame Hörer die Intensität des Albums eventuell einfach überhört. Wer dagegen einmal richtig zugehört hat, bekommt hier den Soundtrack, um ab und an selig lächelnd ins Leere zu blicken.
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