Dass sie ein Gen für ruhige Songs in sich tragen, das haben Incubus schon ganz früh bewiesen. Da war etwa Summer Romance auf S.C.I.E.N.C.E., The Warmth und Drive auf Make Yourself. Letzterer mutierte zum Hit ganz abseits von NuMetal oder Funk-Metal oder wie auch immer man den Sound der Band früher beschrieb. Trotz wilder Momente überschattete Morning View gar eine ganzheitliche Wohlfühlatmosphäre. So lässt sich das fortsetzen, bis das käsige Radiorock-Nümmerchen Love Hurts den Vogel abschoss. Das ist fünf Jahre her und wohl kaum jemand hat zu hoffen gewagt, dass es in Zukunft weiter – ja: ausschließlich – in diese sachte Richtung gehen wird. Doch If Not Now, When geht dahin. Mit Abstrichen. Die Band suhlt sich im Weichspüler. Sie hat die Verzerrer und eigentlich alles andere, was Musik laut oder wild macht, auf dem Dachboden verstaut. Vorherrschend sind gezupfte Gitarren, Pianos, Streicher und allerhand atmosphärisches Beiwerk, um Harmonie und Wohlklang zu erzeugen. Erst die zweite Hälfte zieht etwas an. Doch das meiste können Incubus demnächst easy in der Unplugged-Version abliefern, Lebensversicherungswerbespots damit untermalen und Stadtcafébesuchern ein sanftes Lächeln unter den Latte-Macchiato-Milchbart zaubern. Für Rockfans ist das Sujet hart zu schlucken. Mit Geduld kann man sich die Platte aber schön(er) hören. Denn schön – wenn manchmal auch arg kitschig – ist If Not Now, When durchaus. Dafür aber in seiner Ausführung nicht annähernd so vermurkst wie Dredgs letztes Machwerk. Nicht einfach das alles. Dafür kompliziert.
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