Hier ist es sinnvoll, ausnahmsweise mit dem Schluss anzufangen: “Der Bon Iver, Bon Iver”-Closer “Beth/Rest” ist nämlich längst ein kleiner Internet-Skandal, der wegen seiner belegten Keyboards, den ranissimo-Gitarren und seinem Schmuddelfilm-Saxofon schon mit Bruce Hornsby, Scritti Politti, Destroyer, REO Speedwagon, Kansas, Bonnie Tyler, Gianna Nannini und – völlig unverständlich – Phil Collins verglichen wurde. Dabei kann man es viel einfacher haben und das Stück als Mitbringsel von Justin Vernons 2010er Softrock-Projekt Gayngs sehen; dann verrät es sogar etwas darüber, wie “Bon Iver, Bon Iver” funktioniert. Vernon hat in den vier Jahren seit seinem Debüt “For Emma, Forever Ago” eigentlich alles ausprobiert, was nichts mit Akustikgitarren zu tun hat, experimentelle Songauflösungen, Autotune, die 80er, Kanye West, und nun steckt all das im zweiten Bon-Iver-Album, wenn auch selten so offensichtlich wie in “Beth/Rest”. Sich hinsetzen, Songs einfach schreiben, das könne er nicht mehr, sagt Vernon, und so musste “Bon Iver, Bon Iver” zur Platte werden, die eine Band bei der Arbeit zeigt, beim Friemeln, Verschmieren und Verwackeln, obwohl das natürlich nie nach Arbeit klingt. Es passt zu dieser Entstehungsweise, dass sich die fertige Tracklist wie der Reiseplan einer Welttournee liest und die vielen Orts- und Eigennamen in Vernons Texten größtenteils mit Lücken und Unkonkretem gegenübergestellt werden. Und es passt irgendwie auch, dass im Herzen so einer Platte dann das ungetrickste “Towers steht”, als schönste Sache aus zwei Strophen, einem Break und der Welt danach, die ein Song werden kann.
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