Mariachi El Bronx
Mariachi El Bronx II
Text: Jan Schwarzkamp
Würden sie das nicht so gekonnt hinbekommen, man könnte es ihnen glatt übelnehmen. Immerhin war das letzte Lebenszeichen der L.A.-Raufpunks bereits eine Mariachi-Platte. Der Fairness wäre es da geschuldet, jetzt erst mal wieder ein neues lautes The-Bronx-Album zu veröffentlichen. Daran wird auch gearbeitet. Aber zunächst frönt die kleinste Bigband der Welt ihrem liebsten Hobby. Das haben sie auf “II” noch verfeinert. Kaum verwunderlich, immerhin war die Band jetzt knapp zwei Jahre lang in Mariachi-Tracht mit ihren Songs unterwegs und hat sich am Wegesrand auch mal den Spaß erlaubt, in dieser Spielart Fugazi, Prince, die Dead Boys und sich selbst zu covern. Verstärkung bekommen Ober-Burrito Matt Caughthran und seine heißen Nachos von zwei weiteren Quesadillas: Vincent Hidalgo an der bauchigen Guitarrón und Ray Suen and der Violine. Gerade Letzterer fiedelt und flirrt neuerdings überall dazwischen. Ersterer, also Hidalgo, ist übrigens der Sohn von David Hidalgo, dem Vorsteher der Tex-Mex-Bluesband Los Lobos und damit wohl oder übel Experte im Segment “lateinamerikanische Klänge”. Die Voraussetzungen sind die besten, und das Album ist grundsätzlich unantastbar. Die Arrangements sind geschmackvoll, authentisch und im besten Sinne traditionell. Caughthrans Stimme ist tequilagetränkter Balsam. So sehr er bei The Bronx Wut formuliert und in positive Aggressivität umwandelt, so innig singt er hier über Herzschmerz, Armut und Religion. Man muss diese Band einfach machen lassen und akzeptieren, dass sie zwei Leben führt. Wer das hier ironisch versteht, versteht es nämlich falsch.