Wolves In The Throne Room
Celestial Lineage
Text: Jan Schwarzkamp
Wenn man bei einer Band wie der der Brüder Nathan (Gitarre) und Aaron Weaver (Schlagzeug) von Schönheit spricht, dann muss man sich das wie einen Strauß schwarzer Rosen vorstellen, der im Höllenfeuer verbrennt. Oder wie eine Orchidee, die in einer unwirtlichen Sumpflandschaft ihre Blüte entfaltet. Bei Wolves In The Throne Room entschärft ein gelegentlich süßlicher Unterton das harsche Black-Metal-Inferno. Es geht den Weavers schließlich nicht um puren Nihilismus, der in diesem Genre gemeinhin willkommen ist. Celestial Lineage stellt das Ende einer Trilogie dar, die vor vier Jahren mit Two Hunters begann und 2009 mit Black Cascade äußerst imposant fortgesetzt wurde. Wie man in diesem Zeitraum erfuhr, transportieren die Freunde ökologischer Nachhaltig- und Unabhängigkeit lieber Themen wie ihre Nähe zur Natur und die Verbundenheit mit einem bestimmten Ort, im Zweifel ihrer Heimat. Das ist beim echten norwegischen Black Metal nicht unbedingt anders, doch werden die Themen oft mit blutrünstigem und satanischem Mumpitz überspielt. Wie üblich spiegelt sich im edel analogen Wolves-In-The-Throne-Room-Artwork von Fotografin Ali Scarpulla die innige Verbundenheit zu den mächtig-mystischen Wäldern des pazifischen Nordwestens der USA wieder. Auf akustischer Ebene geschieht das Gleiche auch in seltsamen Interludes wie Rainbow Illness, in dem Vögel zwitschern, Wasser plätschert und unheilvoll dräuende Synthesizer für Unwohlsein sorgen. In gleich drei der sieben Stücke von Celestial Lineage gastiert Jessika Kenney. Die Sängerin mit Sunn-O)))-Verbindungen übernimmt die Rolle der Pagan-Priesterin und sendet ihre zwischenweltlichen Choräle hinaus in die Wälder. Das ist die eine, zugegeben gewagte bis nervtötende Seite der Medaille. Bisher sind Wolves In The Throne Room gut ohne solche Inszenierungen gefahren, und es scheint wenig wahrscheinlich, dass sie dieses Element in ihre rasenden Live-Sets übernehmen werden. Die andere Seite der bemoosten Medaille besticht durch die gewohnt raumgreifend inszenierten Black-Metal-Unwetter voll pappiger Blastbeats und Geschrei. Das zehnminütige “Astral Blood”, unterlegt mit einigermaßen spacigen Keyboards, stellt den Höhepunkt der Tour de Force dar. Das Stück ist luftiger arrangiert als der Rest und bleibt über die typisch epische Länge dank Wendungen und Tempowechseln spannend. Doch Celestial Lineage möchte als ganzes Album erarbeitet werden. In den Schichten aus White Noise und Naturklängen gibt es sogar ein paar Melodien. Man muss sie nur finden.
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