Auch wenn wir “Letter To Senor Iraola” mit seinen 93 Sekunden und das zweiminütige “Syzygy” nur als Interludes werten, bewegen sich die noch verbleibenden acht Songs auf Egophagus zwischen kompakten Drei-Minuten-Songs und Acht-Minuten-Epen. “Pa:(R)Tik(E)L” schreibt sich so, wie ein träumerischer Prog-Song mit recht klarer Struktur, Gesang, verzerrtem Geschrei und Double-Bass klingen muss. Der instrumentale Opener hatte noch eindeutig in Richtung Postrock gewiesen, sich mit seinem Titel aber eigentlich schon verraten: “The Antagonist”. Zu “Minnows”, einem der angesprochenen Drei-Minuten-Songs, steuert Bassistin Alex Steinmetzer ihren elfengleichen Gesang bei, der verdeutlicht, dass Nihiling nicht in eine Richtung rudern, sondern es eher mit ihrem Cover halten und ihre Fühler in viele dunkle Ecken ausstrecken. Nach zwei EPs und dem Vorgänger “M[e]iosis” gelingt den Hamburgern das auf Egophagus in beeindruckend abgeklärter und einfallsreicher Manier. Nihilings Texte sind dabei so abstrakt und introvertiert wie ihr Sound – und zwar nicht nur, weil Steinmetzer in “Sirens” zwischenzeitlich arabisch singt. Auch Gorka Morales, Sänger und Gitarrist der fünfköpfigen Band, formuliert seine Zeilen weit interpretierbar. Das finale und fantastische “3 Dogs” driftet nach The Album Leaf-Orgel, Plucker-Beats und Gesang mit einer Postrock-Explosion ins All ab: “I don’t want to start a flame in your heart/ I just want to set the world on fire.” Das ist dann doch etwas viel gewollt. Tauscht man “don’t” und “just”, haben Nihiling das Vorhaben allerdings spielend leicht umgesetzt.