Das war bereits auf dem zwei Jahre alten Vorgänger Plunder, Beg, And Curse so. Der war ein Album, das aus dem Nichts kam, von einer Band, die aus dem Nichts kam. Plötzlich war sie da und mit ihr zehn äußerst starke Songs. Die bestanden aus druckvollem, durchdachtem, aber auch emotionalem, eindringlichem Indierock, geschult an den kraftvolleren Bands des Genres.
Mit The Cradle ändert sich all das angenehmerweise so gut wie gar nicht. Vielleicht ändert sich sogar so wenig, dass es irgendwie schon wieder unangenehm ist. Erneut gibt es zehn starke Songs. Und immer noch klingt Jesse Coppenbarger so dringlich, als säße er einem im Ohr, um einen zurück auf den Pfad der Tugend zu singen. Mal säuselt er, mal diktiert er einem merkwürdige Dinge in den Verstand. Was man The Cradle unfairerweise anlasten könnte, ist, dass das Album nicht die hohen Erwartungen erfüllt, die man haben konnte, weil Plunder, Beg, And Curse einen so verzückt hatte.
Der Überraschungseffekt hat sich verabschiedet. Es ist so, als würde man eine spitzenmäßige Akte X-Folge zum zweiten Mal anschauen. Man kennt die Pointe, unterhaltsam ist es trotzdem. Geradezu seltsam mutet es an, dass Colour Revolt sich obendrein auch noch zurücknehmen, anstatt die Weltherrschaft an sich zu reißen. Dem neuerdings mit Trend-Spürnase ausgestatteten Label Fat Possum kehren sie den Rücken und gründen mit New Fear lieber ihr eigenes Label, was zur Folge hat, dass The Cradle bei uns nicht mal regulär erscheint. Gut, dass das heute kein wirkliches Problem mehr ist.
weitere Platten
Plunder, Beg, And Curse
VÖ: 07.04.2008